Wolfsburg. Ferdinand Piech, 73, will sein Lebenswerk über den Tod hinaus sichern – und die Zukunft von VW und Porsche in geordneten Bahnen wissen. Dazu hat der Grandseigneur der deutschen Autoindustrie in aller Stille sein Imperium auf zwei Stiftungen in Österreich übertragen. Mit diesem Schritt kann Piëch, der seit Langem als einer der mächtigsten und reichsten Automanager der Welt gilt, vor allem vermeiden, dass seine Erben später Teile des Firmenvermögens versilbern. "Mir liegt die gesicherte Zukunft unserer Unternehmen am Herzen“, erklärte der VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer jüngst in einem Interview. "Deswegen und im Sinne der Nachhaltigkeit habe ich mich – ähnlich wie Bosch es getan hat – für die Stiftung entschieden.“ Das Stiftungsmodell des Stuttgarter Zulieferkonzerns gilt in der Autobranche als Benchmark.
Auch der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn ist von den Strukturen der Schwaben überzeugt: "Für mich ist Bosch ein Vorbild dafür, wie ein Familienunternehmen solide aufgestellt werden kann für die Zukunft“, sagte der Topmanager unlängst. "Bosch gehört einer Stiftung und ist eines der bestgeführten Unternehmen der Welt.“ VW will mit dem Sportwagenhersteller Porsche sukzessive einen "integrierten Automobilkonzern unter Führung von Volkswagen“ aufbauen. Die Architekten des Vorhabens sind Piëch und Winterkorn, sein engster Vertrauter in der operativen Führung des größten Autoherstellers in Europa. Im Zuge seiner Wachstumsstrategie 2018 will Winterkorn den japanischen Erzrivalen Toyota in spätestens acht Jahren als weltgrößten Autobauer überholen. Mit Blick auf sein Stiftungskonzept lässt Piëch verlauten, er sei davon überzeugt, eine stabile Lösung gefunden zu haben.
Auch wisse er dabei die Mehrheit seiner Erben hinter sich. Dem Vernehmen nach jedoch sind nicht sämtliche der zwölf Kinder, die Ferdinand Piëch mit vier Frauen hat, begeistert vom letzten Willen ihres Vaters. Einige prüfen offenbar bereits juristische Schritte, da sie bei Bedarf nicht ohne Weiteres an das Erbe herankommen würden. Solange Piëch lebt, hat in den Privatstiftungen "Ferdinand Karl Alpha“ und "Ferdinand Karl Beta“ ohnehin nur der VW-Patriarch selbst das Sagen. Die Stiftungsurkunden legen etwa exakt fest, wie mit dem knapp siebenprozentigen Anteil Piëchs an Porsche umgegangen werden soll. Dies gilt ebenso für Piëchs zehnprozentige Beteiligung an der wichtigen Porsche Holding, Europas größtem Autohändler mit Sitz in Salzburg.
Eine maßgebliche Rolle in den Stiftungen spielt Piëchs Ehefrau Ursula. Die frühere Kindergärtnerin, 19 Jahre jünger als ihr Mann, soll dessen Vermächtnis bewahren. Dabei hat Piëch auch für den Fall vorgesorgt, dass sich das Ehepaar trennt oder sich "Uschi“ nach Piëchs Ableben wieder vermählt. Dann nämlich würde Frau Piëch ihre Stellung als Stifterin und den Sitz im Stiftungsbeirat verlieren. Das Stiftungsstatut macht überdies einen Verkauf des Porsche-Pakets fast unmöglich: Nur wenn Beirat und Vorstand der Stiftung und zumindest neun der zwölf Piëch-Kinder dafür stimmen, können die Anteile veräußert werden. In der Stiftung genießen zudem nicht alle Nachkommen gleiche Rechte: Laut Stiftungsurkunden werden die ehelichen bessergestellt.