In der Erstausrüstung haben wir die Krise stark zu spüren bekommen. Im Geschäft mit den Autoherstellern gab es zum Teil erhebliche Volumenverluste. Im Ersatzgeschäft hingegen waren die Rückgänge auf den meisten Märkten weitaus geringer. Und der strenge Winter hat uns einen guten Absatz von Winterreifen verschafft. Die Krise übrigens hatte auch eine positive Seite – die Preise für viele Rohstoffe gingen zurück und haben der Rubber-Group von Conti Kostenentlastungen von rund 250 Millionen Euro beschert. Leider sind die Preise, vor allem für Naturkautschuk, wieder auf das Vorkrisenniveau zurückgeschnellt.
Pneu-Experte Setzer: "Evolution steht an, keine Revolution"
In Europa erwarten wir in der Produktion einen flachen Markt. In Nordamerika jedoch rechnen wir mit einer substanziellen Erholung in der Größenordnung von 20 Prozent. Allerdings war dort 2009 ja auch ein historisch tiefes Niveau erreicht. Dort kann es nun fast nur noch aufwärts gehen. Im Ersatzgeschäft sehen wir positive Signale auch aus Europa, wo wir ein Wachstum von zwei bis vier Prozent erwarten. In Asien, vor allem in China, sollten die Zuwächse noch deutlich kräftiger ausfallen.
An der weiteren Reduzierung des Rollwiderstands unserer Produkte arbeiten wir mit höchster Priorität. Dabei gilt es aber einen technologischen Spagat zu bewältigen. Denn das Bremsverhalten eines im Rollwiderstand optimierten Reifens darf keinesfalls leiden, etwa bei Nässe. Diesen Zielkonflikt können wir nicht eliminieren. Technologieschübe können diesen jedoch mildern. Permanente Evolution steht folglich an, keine Revolution.
Es ist zwar schwierig, das Volumen von E-Mobilen für die kommenden Jahre zu prognostizieren, aber wir bereiten uns längst im ganzen Konzern auf Elektrotraktion vor. Divisionsübergreifend haben wir hierzu schon mehrere Entwicklungsträger aufgebaut. Dabei zeichnet sich ab, dass es neue Reifendimensionen geben wird, für die es aber häufig noch keine Normierung gibt. Wir werden schmalere Formate benötigen, denn die Reduzierung des Luftwiderstands ist bei E-Autos besonders wichtig. Und die Räder werden größer ausfallen. Hierbei müssen wir die Seitenwandgestaltung der Reifen dahingehend optimieren, die energieverbrauchende Einfederung zu minimieren. Technologisch ist das insgesamt kein Neuland. Aber die Pneus werden gewöhnungsbedürftig aussehen.
Wir arbeiten an der Entwicklung spezieller Reifen für betont preisgünstige Automobile. Denkbar ist etwa, das Gewicht solcher Pneus, auch im Laufstreifenbereich, zu reduzieren. Abstriche an der Sicherheit aber werden wir niemals zulassen. Und auch diese Reifen müssen hohe Laufleistungen erreichen. Keine leichte Aufgabe.
Wir haben unsere eigenen Erfahrungen auch auf dem US-Markt gemacht und gelernt, dass wir reifenseitig marktspezifische Produkte für die verschiedenen Absatzregionen der Welt entwickeln müssen. Auch unsere Qualitätskontrolle passen wir immer wieder den sich ändernden Bedingungen des jeweiligen Marktumfelds an.
Ja. Den genauen Umfang der Anpassungen überlassen wir zwar den Verantwortlichen der jeweiligen Märkte. Aber voraussichtlich werden die Zuschläge im Bereich von drei bis fünf Prozent liegen.