München. Der Allradantrieb gewinnt im Pkw-Bereich zunehmend an Bedeutung. Liefen bei BWW im Jahr 1995 gerade einmal 1367 Allradfahrzeuge vom Band, waren es im Boomjahr 2007 insgesamt 308.509. Dank xDrive übertrafen die Münchner sogar den Erzrivalen Audi (2007: 294.739 Quattro- Modelle). Mittlerweile sind die Ingolstädter wieder auf der Pole- Position, was hauptsächlich auf das Konto des Q5 geht. Das Kompakt-SUV machte im vorigen Jahr mit 78.768 Einheiten fast ein Drittel des gesamten Allrad-Absatzes von Audi aus. Mercedes fährt hinterher: Hier beträgt der 4Matic- Anteil lediglich 16 Prozent, 1995 lag er sogar unter einem Prozent. Die Stuttgarter haben derzeit in neun Baureihen 52 Pkw-Allradmodelle im Programm.
Für Ingenieure bedeuten vier angetriebene Räder grundsätzlich mehr Fahrsicherheit, besonders bei leistungsstarken Modellen. Die Kunden müssen dafür mehr Gewicht und Verbrauch in Kauf nehmen, die Hersteller einen höheren CO2-Flottenausstoß. Daher versuchen die Autohersteller, den Allradantrieb auf höhere Effizienz zu trimmen – dank modernster Elektronik und Gewichtseinsparung mit Erfolg. BMW sieht sich technologisch vorn und spricht beim xDrive- System vom "derzeit effizientesten Allradantrieb“. Die modernste Version treibt den neuen Siebener an. xDrive kann bei unterschiedlichen Straßenbelägen nicht nur die gesamte Kraft innerhalb einer Zehntelsekunde von vorne nach hinten schicken, es reagiert in der Luxuslimousine auch auf Lenkbewegungen. "Beim 750i beträgt der Mehrverbrauch des Modells mit Allradantrieb nur einen halben Liter Benzin“, betont Siebener-Projektleiter Uwe Greiner. Für diesen guten Wert ist neben der Reibungsoptimierung auch das relativ geringe Mehrgewicht von 80 Kilogramm verantwortlich. Beim Audi A4 2.0 TDI liegt das Zusatzgewicht bei 95 Kilogramm (Mehrverbrauch: 0,6 Liter), beim Golf 2.0 TDI 4Motion bei 100 Kilogramm (plus 0,7 Liter).
Die sparsamste Art des Allradantriebs liefert die Hybridtechnik. Im Toyota RX 450h treibt der Verbrennungsmotor die Vorderräder an, zwei kleine Elektromotoren bei Bedarf die Hinterräder. Kardanwelle und Mittendifferenzial können damit entfallen. Auch Peugeot verwendet dieses Prinzip ab 2011 im Van 3008 Hybrid4. Und selbst Land Rover, Urgestein im Allradbereich, schwenkt um. Bereits vor zwei Jahren stellten die Engländer den neuen Mix-Antrieb ERAD ("Electric Rear Axle Drive“) in ihrer Studie LRX vor. Im Herbst 2009 gab es grünes Licht für die Serienproduktion. Der Marktstart ist für 2011 vorgesehen.