München. Auch wenn es noch drei Jahre dauert, bis die Abgasnorm Euro 6 in Kraft tritt, herrscht schon jetzt bei Autoherstellern und Zulieferern Alarmstimmung. Die strenge Abgasregelung der Europäischen Union sieht ab 2014 bei den Emissionen von Stickoxiden (NOx) einen Maximalwert vor, der weniger als die Hälfte des derzeit gültigen Euro-5- Werts beträgt. Statt 180 sind nur noch 80 Milligramm pro Kilometer erlaubt.
Die Hersteller fürchten, dass Euro 6 zu einer aufwendigen – und teuren – Abgasreinigung zwingt. Das macht Diesel-Autos teurer. Doch weichen die Kunden auf Benziner aus, die mehr verbrauchen, verfehlen die Autohersteller ihre CO2-Ziele. Eine Zwickmühle. BMW, Mercedes und VW bauen bereits „Clean-Diesel“-Modelle für die USA. Dort muss der Selbstzünder so sauber sein wie ein Benziner. Nach der US-Abgasnorm Tier 2 BIN 5 sind lediglich 31 Milligramm NOx erlaubt. „Diesen Wert müssen wir für die ersten fünf Jahre oder 80.000 Kilometer garantieren. Danach sind es noch 44 Milligramm pro Kilometer“, sagt Mercedes-Entwicklungschef Thomas Weber.
Um die US-Vorgaben zu erfüllen, setzen die Autobauer auf den SCR-Katalysator (SCR: „Selective Catalytic Reduction“), wobei fein dosiert eine wässrige Harnstofflösung in den heißen Abgasstrom gespritzt wird. Dadurch entsteht Ammoniak, das im SCR-Kat die NOx-Anteile in harmlosen Stickstoff und Wasser umwandelt. Die AdBlue genannte Flüssigkeit sitzt in einem Zusatztank, der so groß ist (bis zu 28 Liter), dass er im Rahmen der Wartungsintervalle in der Werkstatt wieder aufgefüllt werden kann. Der Autofahrer soll mit dem „brutal aggressiven Zeug“, wie Weber AdBlue nennt, nicht in Berührung kommen.