Frankfurt/Main. Vier Turnarounds und ein Trauerspiel: So lässt sich – frei nach einem Kinohit der 90er- Jahre – die Zwischenbilanz für fünf europäische Traditionshersteller überschreiben, die in den letzten Jahren überwiegend von indischen und chinesischen Unternehmen übernommen worden sind. Durchaus rund läuft es etwa für die urbritische Marke MG, die heute dem größten chinesischen Hersteller SAIC gehört. MG-Fahrzeuge zählen in China zu den Erfolgsmodellen. Mit der Kompaktlimousine MG6 tastet sich die Marke nun sogar testweise wieder auf den Markt ihres Ursprungslands vor. Zur IAA-Teilnahme konnten sich die Chinesen jedoch nicht durchringen.
Glück mit Indern und Chinesen
Ein Luxusproblem plagt dagegen Jaguar und Land Rover, die 2008 vom indischen Tata-Konzern übernommen wurden: Zwar verzeichnen die in ihrer "Britishness" unveränderten Nobelmarken seit fast zwei Jahren steigende Absatzzahlen. Die weitere Expansion aber stockt, weil Tata schlicht nicht genügend Ingenieure und Techniker findet, die das diesjährige Entwicklungsbudget von zwei Milliarden Euro in neue Modelle und Motoren umsetzen könnten.
Auf gutem Weg ist auch Volvo: Die von Ford als Verlustbringer an den chinesischen Hersteller Geely ("Glück") verkaufte Marke arbeitet seit über einem Jahr profitabel. Das Geheimnis ist womöglich: Wie bei Jaguar und Land Rover rütteln die neuen Eigner auch bei Volvo nicht an Hausphilosophie und Unternehmenskultur, sondern überlassen erfahrenen Managern das Tagesgeschäft. Ein Trauerspiel dagegen bietet Saab: Seit dem Kauf durch die niederländische Sportwagen-Manufaktur Spyker vor einem Jahr liefert die einstige Ingenieursmarke eine Hiobsbotschaft nach der anderen.
Pfändungsklagen folgen auf mühsam akquirierte Geldspritzen von chinesischen Investoren. Inzwischen ist Saab ausschließlich mit der Abwendung des Bankrotts beschäftigt, die Produktion steht seit April still. Zählbarer Ausdruck des Elends: Ganze 412 Saab wurden hierzulande im ersten Halbjahr 2011 zugelassen. Dass Saab die IAA-Teilnahme absagte, wundert niemanden. (Foto: Land Rover)