STUTTGART. In der Branche galt er als „Mister Mercedes“.Warum, weiß der Mann mit dem gepflegten Silberhaar auch nicht so recht – sagt er zumindest.Vielleicht verkörperte Professor Jürgen Hubbert in seiner 17-jährigen Dienstzeit als Vorstand der Mercedes- Pkw-Sparte die Marke mit dem Stern einfach so passend und vorbildlich, wie es vor und nach ihm kein anderer tat. Vielleicht aber auch, weil er es schaffte, den ältesten Autobauer aus einem Tief zu steuern, neue Fahrzeugsegmente zu besetzen und die Produktionszahlen innerhalb von nur zehn Jahren zu verdoppeln,von jährlich 500.000 auf über eine Million.
Als 26-Jähriger ging Hubbert im Jahr 1965 nach dem Maschinenbau- Studium direkt „zum Daimler“, leitete dort unter anderem die Produktionsvorbereitung im Werk Sindelfingen, baute das Werk Bremen mit auf.1985 berief ihn Vorstandschef Werner Breitschwerdt in die Konzernplanung. Die erste große Krise durchlebte Hubbert Anfang der 90er-Jahre. „Erstmals schrieben wir Verluste, gut 20.000 Mitarbeiter mussten gehen“, erinnert sich der heute 72-Jährige. „So etwas hatte es bis dahin nie gegeben.“ Besserung brachte 1993 schließlich die nach dem „Baby-Benz“ 190 (W 201) zweite Generation der C-Klasse (W 202), die von den Medien später als „Rettungswagen“ bezeichnet wurde – weil er als erster Mercedes unter einem strengen Kostendiktat entwickelt und entsprechend profitabel wurde. Parallel begann Hubbert zusammen mit der Unternehmensberatung McKinsey an einer neuen Strategie zu arbeiten – einer massiven Erweiterung der Modellpalette. „In dieser Zeit entstanden die Ideen für den SLK Roadster, die M- und die A-Klasse, zudem verhandelten wir mit Nicolas Hayek über das Smart- Projekt“, sagt Hubbert.Das Abenteuer Kompaktklasse stand zunächst unter keinem guten Stern. Als der Elchtest Ende 1997 die A-Klasse zu Fall brachte, sah Hubbert seinen Job in Gefahr. Doch Vorstandschef Jürgen Schrempp stärkte ihm den Rücken mit den Worten: „Bring das wieder in Ordnung!“ Hubbert legte daraufhin ein viel beachtetes Krisenmanagement hin. Das letzte sollte es allerdings nicht sein. Es folgten Fehlentscheidungen des Daimler- Konzerns wie die Partnerschaft mit Mitsubishi und die „Hochzeit im Himmel“ mit Chrysler. Und im neuen Jahrtausend schließlich nagte der Rost nicht nur an den Türfalzen der E-Klasse, sondern auch am Image des „Guten Sterns auf allen Straßen“ (Werbeslogan). Hubbert bekam auch dieses Problem in den Griff. Nach knapp 40 Jahren beim Daimler ging „Mister Mercedes“ 2005 in den Ruhestand. Doch Rosenzüchten oder Rasenmähen reichen ihm nicht: „Ich mache viele Dinge, für die ich vorher keine Zeit hatte.“ Hubbert hält Vorträge, sitzt in Ausschüssen, engagiert sich intensiv in der Sportund Kulturszene des Landes und gründete kürzlich eine Bürgerstiftung in seiner Heimatstadt Sindelfingen. Ihr wird er demnächst auch seine umfangreiche Steiff- Teddy-Sammlung vermachen – insgesamt etwa 4000 Exemplare.Der Mann, der den Elch besiegte
In der Branche galt er als „Mister Mercedes“.Warum, weiß der Mann mit dem gepflegten Silberhaar auch nicht so recht – sagt er zumindest.Vielleicht verkörperte Professor Jürgen Hubbert in seiner 17-jährigen Dienstzeit als Vorstand der Mercedes- Pkw-Sparte die Marke mit dem Stern einfach so passend und vorbildlich, wie es vor und nach ihm kein anderer tat.