MÜNCHEN. „Wolf im Schafspelz“, „Golf mit Sex-Appeal“, „Sechs Richtige“. Diese und ähnliche Überschriften waren zu lesen, als 1991 Volkswagen erstmals einen Sechszylinder in seinen Bestseller Golf pflanzte. Einen so großen Motor hatte es in einem Kompaktmodell nie gegeben. Andere Hersteller folgten dem Trend zu „wenig Auto, viel Motor“. Doch das ist vorbei:Mittlerweile droht der Sechszylinder sogar in der Mittelklasse auszusterben, von der Kompaktklasse ganz zu schweigen. Dabei hatten sich die VW-Ingenieure große Mühe gegeben:Unter der Haube des Golf VR6 arbeitete kein „normaler“ Sechszylinder in V-Form.Aufgrund der Einbaulage quer zur Fahrtrichtung und des eingeschränkten Platzes musste VW zur Realisierung des Projekts EA 390 tief in die Trickkiste greifen.
Anstatt wie bei einem V-Motor üblich jede Zylinderbank mit einem eigenen einte man beide Zylinderreihen unter einem gemeinsamen Kopf. Hierzu musste der gängige Bankwinkel von 60 Grad auf nur 15 Grad reduziert werden – einmalig im Motorenbau. Somit war der VR6 eine Mischung aus Reihen- und V-Motor. Er leistete anfänglich 174 PS,in der Allradvariante 4Motion 190 PS. Erst für die nächste, vierte Golf- Generation entschieden sich die VW-Strategen für die Bezeichnung V6, erhöhten die Ventilzahl von zwölf auf 24 und die Leistung auf 204 PS. Das Grundkonzept des Motors blieb bis zum Golf V – dort als R32 – gleich. Zuletzt lag die Leistung bei 241 PS. Erst mit dem Golf R ließ VW im Jahr 2010 den in Salzgitter produzierten Sechszylinder im Zuge seiner Downsizing-Strategie sterben. Ein Zweiliter-Turbo-Vierzylinder versprach Vorteile in allen Disziplinen: leichter, kleiner, stärker und gleichzeitig deutlich sparsamer. Denn wer den Sechszylinder- R32 mit Bleifuß bewegte, wusste: Ein flotter Fahrstil konnte den Durst des Power-Golf leicht mal in Richtung 20-Liter-Marke treiben.Auch Audi-Kunden konnten den Sechszylinder genießen. Der VR6 steckte bis 2007 im A3 und noch ein weiteres Jahr im TT. Mit einem Sechszylinder in der Kompaktklasse war VW jedoch nicht der einzige Hersteller. BMW packte seinen legendären Dreiliter-Reihensechszylinder ab 2005 in das Einser-Modell und verwandelte den kleinen Hecktriebler damit in ein Powermobil. Im Cabrio und Coupé gibt es diesen seidenweich laufenden Motor als 135i noch heute. In der jüngst vorgestellten zweiten Einser- Generation musste das Aggregat jedoch einem Zweiliter- Vierzylinder- Turbo weichen. Sechszylinder-Kompaktautos gab es auch südlich der Alpen.So spendierte Alfa Romeo zwischen 2003 und 2005 seinem Modell 147 GTA den grandios klingenden und auch optisch prächtigen 3,2- Liter-V6 mit 250 PS. Im Nachfolger Giulietta wurde er durch einen 1,8-Liter-Turbo-Direkteinspritzer mit vier Zylindern und 235 PS ersetzt. Renaults Sechszylinder-Exkurs begann 1998 auf dem Pariser Autosalon mit der Studie eines Clio V6.Das Interesse war so groß, dass man entschied, ein Sondermodell zu bauen. Entwickelt wurde der Renault Sport V6 24V dann in Zusammenarbeit mit Tom Walkinshaw Racing. Der Dreiliter-V6 mit anfangs 226 und später 254 PS saß quer hinter den Vordersitzen. Renault baute bis 2004 davon knapp 3000 Stück.Heute sind sie gesuchte Sammlerstücke einer untergegangenen Epoche.Ausgestorben: Der Wolf im Schafspelz
„Wolf im Schafspelz“, „Golf mit Sex-Appeal“, „Sechs Richtige“. Diese und ähnliche Überschriften waren zu lesen, als 1991 Volkswagen erstmals einen Sechszylinder in seinen Bestseller Golf pflanzte. Einen so großen Motor hatte es in einem Kompaktmodell nie gegeben. Andere Hersteller folgten dem Trend zu „wenig Auto, viel Motor“. Doch das ist vorbei:Mittlerweile droht der Sechszylinder sogar in der Mittelklasse auszusterben, von der Kompaktklasse ganz zu schweigen.