München. Nicht rostender Edelstahl (Nirosta) ist Millionen Menschen durch die Verwendung bei Küchenspülen bekannt. Der Werkstoff gewinnt aber auch im Automobilbau an Bedeutung – vor allem wenn es um Leichtbau und Crashsicherheit geht.
Das ist das Ergebnis des Projekts „Next Generation Vehicle“, an dem sich führende Edelstahl- und Autoproduzenten beteiligten. Begonnen wurde damit im Jahr 2004. Ziel war es, Potenziale im Automobilbau aufzuzeigen. Entwickelt wurde Nirosta bereits vor etwa 100 Jahren. Um Stahl resistent gegen Rost zu machen, setzte man ihm Chrom, Nickel oder Molybdän zu. Die Automobilhersteller begannen dann in den 60er-Jahren, Niro-Stahl vereinzelt im Fahrzeugbau einzusetzen.
Die Verwendung von Nirosta beispielsweise im Karosseriebau ermöglicht den Einsatz von weniger Material bei gleicher Festigkeit. Unter Beibehaltung der derzeitigen Karosseriearchitektur ließen sich so 15 bis 20 Prozent an Gewicht gegenüber normalem Stahlblech einsparen. „Rund das Doppelte wäre möglich, würde man die guten Materialeigenschaften schon bei der Konzeption optimal nutzen“, erläutert Alfred Otto, Vorstandsmitglied bei ThyssenKrupp Nirosta.
Eine komplette Rohkarosserie aus Niro-Stahl schließt Otto allerdings aus: „Die Zukunft bringt einen Mix aus verschiedenen Materialien.“ So bestehen bereits heute Bauteile beim Audi A6, Porsche Boxster und Carrera GT aus Edelstahl. Besonders die guten Verformungseigenschaften von Nirosta reizen die Ingenieure, sagt Stefan Schuberth, Leiter Anwendungstechnik beim Zulieferer. Dazu zählen die hohen Umformgrade sowie das exzellente Restumform-Vermögen. Niro-Stahl wird zudem im Gegensatz zu normalem Stahl nach der Verformung nicht spröde, was gerade für die Crashsicherheit von großer Bedeutung ist. In Seitencrash-Versuchen erwiesen sich Strukturteile wie die B-Säule als hochgradig belastbar.
Doch nicht nur wegen der möglichen Kraftstoffersparnis durch geringes Gewicht und der Unfallsicherheit, sondern auch wegen der nahezu verlustfreien Recycling-Fähigkeit ist Edelstahl interessant. Die Wiederverwertungsrate des Materials liegt bei 90 Prozent.