Dieseloffensive mit Stern

Las Vegas. Im Oktober startet Mercedes seine bislang größte Verkaufsoffensive für Diesel-Pkw in den USA. Zwar ist der Stuttgarter Autobauer dort seit April 2004 wieder mit einem Diesel-Modell vertreten (E 320 CDI, bisheriger Absatz rund 11.000 Fahrzeuge), doch erfüllt dieses Modell die künftigen Abgasvorschriften nicht.

In Las Vegas präsentierte Mercedes in der vergangenen Woche einen E 320 Diesel, der auf dem Kofferraumdeckel statt des üblichen Kürzels CDI "Bluetec" trägt. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine aufwendige Abgasnachbehandlung, die im Wesentlichen Stickoxide reduziert und die E-Klasse zum derzeit saubersten Diesel der Welt macht. Der Marktanteil für Diesel in den USA könnte sich nach Mercedes-Angaben von jetzt 3,4 Prozent in den kommenden zehn Jahren vervierfachen. Daher wollen die Stuttgarter alles daran setzen, das Image des Diesel kräftig aufzupolieren. Über die Bezeichnung Bluetec soll mit niedrigem Verbrauch, hoher Durchzugskraft, großen Reichweiten und optimaler Sauberkeit geworben werden.

"Wir haben zurzeit mehr als 1500 E-Klasse-Kunden, die sofort einen Diesel kaufen würden, aber nicht können", sagt Thomas Weber, Vorstand für Entwicklung und Forschung. Gründe sind die strengen Abgasgesetze und der stark schwefelbelastete Diesel. Während in Deutschland ein Schwefelanteil von nur zehn ppm (Parts per Million) erlaubt ist, fließt aus den US-Zapfsäulen Dieselkraftstoff mit mehr als 500 ppm Schwefel - Gift für den Kat. Am 15. Oktober 2006 muss dieser Wert auf 15 ppm sinken, wodurch der Weg für eine effektive Abgasreinigung frei wird.

Bislang schafft der E 320 Bluetec die geltenden Emissionsvorschriften (Bin 8) in 45 Bundesstaaten. Für den wichtigsten Absatzmarkt Kalifornien und in vier weiteren Staaten bleiben die Türen weiterhin zu. Hier gilt Bin 5. Dabei müssen die NOx-Werte noch einmal um die Hälfte reduziert werden. Mit der aktuellen Bluetec-Methode und ihrer On-Board-Generierung von Ammoniak ist diese Hürde nicht zu schaffen. Weber: "In zwei Jahren werden wir den Bluetec-Diesel aber in allen 50 Staaten anbieten können." Die Technik dazu setzt Mercedes-Benz bereits im Lkw-Bereich ein.

In Europa ist mit Bluetec nicht vor 2009 zu rechnen, obwohl damit die Euro-4-Norm bei den Stickoxiden schon heute um mehr als 70 Prozent unterboten wird. Die Gründe sind andere Fahrzyklen als in den USA und die Fokussierung auf den Verbrauch, der zurzeit noch knapp vier Prozent über dem eines konventionellen CDI liegt. Darüber hinaus muss spätestens zum Marktstart europaweit schwefelarmer Diesel mit zehn ppm verfügbar sein, was derzeit nicht der Fall ist.