Detroit. Mit der Einführung ihrer neuen Stufenhecklimousine Jetta in den USA und Kanada verbindet die Volkswagen AG grosse Hoffnungen auf einen Turnaround im schleppenden Amerikageschäft. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der VW-Konzern in der Region Nordamerika mit 572.000 verkauften Einheiten gegenüber 2003 einen Rückgang um mehr als neun Prozent hinnehmen müssen.
Als wichtigste Ursache der aktuellen Absatzmisere der Marke Volkswagen gilt das nahezu zeitgleiche Auslaufen der Volumenmodelle Jetta (A4) und Passat (B5).
Doch auch der VW Beetle schwächelt in Nordamerika. Um das Auto im Retro-Look wieder stärker ins Gespräch zu bringen, hat VW jetzt die Studie Ragster mit abgesenktem Spezialdach präsentiert. Bei entsprechender Resonanz könnte der betont sportive Beetle schon bald in Serie gehen.
Die ersten Einheiten des neuen Jetta, der ausschliesslich im mexikanischen Werk Puebla gefertigt und zur Jahresmitte als Bora auch in Europa angeboten wird, will VW schon im März an US-Kunden ausliefern. Aber erst im September soll auf dem US-Markt die Neuauflage des VW Passat aus deutscher Produktion verkauft werden. "Wenn uns mit gleich zwei neuen Volumenbaureihen in Nordamerika kein nachhaltiger Aufschwung gelingt, dann wohl nie mehr", sagte Georg Flandorfer, im VW-Markenvorstand verantwortlich für den Vertrieb, am Rande der Detroit Auto Show im Gespräch mit Automobilwoche.
Konkrete Zahlen zu den Absatzerwartungen für 2005 mögen VW-Manager nicht nennen, doch hofft Volker Steinwascher, Executive Vice President bei Volkswagen of America, auf eine "baldige Belebung unseres Geschäfts" vor allem aufgrund der verbesserten Einpreisung und Ausstattung des neuen Jetta. So wird das auf dem Golf V basierende Auto im Hinblick auf den harten Verdrängungswettbewerb im Segment der Kompaktlimousinen mit einem Grundpreis von 17.900 US-Dollar nur wenig mehr kosten als das Vorgängermodell. Zudem haben sich die VW-Strategen die Kritik von Eignern früherer Jetta-Versionen zu Herzen genommen und werden die neue Version etwa mit automatisch öffnender Kofferraumklappe sowie -- als netter Gimmick -- einem Doppelhaken zum Aufhängen von Einkaufstüten und Reisetaschen ausrüsten.
Die komplette Verlagerung der Produktion von Jetta/Bora nach Mexiko ist ein wichtiger Teil der Natural-Hedging-Strategie, mit der Bernd Pischetsrieder Währungsrisiken, die bei einem weiteren Kurssturz des US-Dollar drohen, abmildern will. Den Aufbau eines neuen Werks in den USA allerdings schliesst der VW-Konzernchef zunächst kategorisch aus: "Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden wir in den USA sicherlich keine neue Fabrik hochziehen." VW prüfe aber, "ein für den Verkauf im Dollar-Raum bestimmtes Fahrzeug auf der A0-Plattform" künftig in Brasilien montieren zu lassen. Im so genannten A0-Segment ist VW unter anderem mit dem Polo vertreten, dem Branchenkenner etwa in Kanada gute Verkaufschancen einräumen.
Mit dem Verkauf des Golf V wird Volkswagen in Amerika voraussichtlich im ersten Quartal 2006 beginnen. Den "alten" Jetta auf Basis des Golf IV lässt VW für Schwellenmärkte in Puebla einstweilen weiter produzieren.