Auburn Hills.Gut vier Jahre nach der Insolvenznimmt der US-Autobauer Chrysler Kurs auf die Börse.Der kleinste der Detroiter Autokonzerne würde damit dem Vorbild der Opel-Mutterfirma General Motors folgen, die schon vor drei Jahren auf das Parkett zurückgekehrt war. Chrysler und General Motors waren in der Wirtschaftskrise zusammengebrochen und mussten vom Staat gerettet werden.
Es sei aber keineswegs sicher, dass Chrysler am Ende wirklich an die Börse gehe, warnte Mehrheitseigner Fiat am Dienstag in Turin. Der italienische Autokonzern hält 58,5 Prozent an den Amerikanern und würde Chrysler lieber heute als morgen ganz unter seine Kontrolle bringen. Denn die Autoverkäufe in den USA florieren - im Gegensatz zum anhaltend schwierigen Geschäft in weiten Teilen Europas.Hintergrund des Schritts sind festgefahrene Verhandlungen zwischen Fiat als Mehrheitseigner und dem zweiten großen Anteilseigner, dem Gesundheitsfonds der US-Autogewerkschaft UAW. Fiat will dessen 41,5 Prozent der Anteile übernehmen, um Chrysler ganz alleine kontrollieren zu können. Doch die beiden Seiten werden sich beim Preis nicht einig.Der Fonds drang daraufhin auf den Schritt an die Börse. Dieser bietet die Möglichkeit, aus dem Dilemma herauszukommen: Entweder der Gesundheitsfonds verkauft dort tatsächlich Anteile - dann könnte Fiat diese Aktien später am Markt erwerben. Oder die anstehenden Gespräche mit Investoren dienen dazu, ein Gefühl für den wahren Wert von Chrysler zu bekommen - dann bestünde die Chance, dass sich Fiat und der Gewerkschaftsfonds am Ende doch noch auf einen Preis einigen.Chrysler hatte am späten Montag in den USA den Börsenprospekt veröffentlicht. Mit diesem Dokument wirbt das Unternehmen bei Investoren. Die US-Großbank JPMorgan Chase steht dem Autohersteller bei dem Vorhaben zur Seite. Details wie der Aktienpreis und das Datum sind noch unbekannt und werden erst kurz vor dem tatsächlichen Sprung aufs Parkett bekanntgegeben. Das könnte Anfang 2014 passieren.Fiat- und Chrysler-Chef Sergio Marchionne hatte bereits angekündigt, dass die Vorbereitungen für den Börsengang laufen. «Lasst den Markt sprechen», hatte er jüngst in einem Interview gesagt. Während die Italiener ihre US-Tochter mit 4,2 Milliarden Dollar bewerten, sieht die Gewerkschaft das Unternehmen bei 10,3 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro).Fiat kann auf Chrsyler kaum mehr verzichten. Der US-Hersteller hat sich dank guter Verkäufe im nordamerikanischen Markt wiederholt als Stütze für die Italiener erwiesen, die unter dem schlecht laufenden europäischen Automarkt leiden.Vor einigen Jahren war die Rollenverteilung noch eine andere: Chrysler, eine Beteiligung des Finanzinvestors Cerberus, war während der Wirtschaftskrise 2009 in die Insolvenz gerutscht. Fiat sprang dem Unternehmen mit technischem Know-how bei, während die Regierung in Washington Geld zur Rettung locker machte. Im Gegenzug bekamen die Italiener nach und nach immer mehr Anteile an Chrysler. (dpa/gem)Streit mit Anteilseigner
Chrysler startet Börsengang
Eigentlich will diesen Börsengang niemand, und doch hat Chrysler den ersten Schritt zurück aufs Parkett getan. Es tobt ein Streit über den wahren Wert des Autobauers.