Frankfurt am Main. Es gibt allerdings nur wenige offizielle Bilder von der Präsentation des 901. Eins zeigt drei Porsche- Verantwortliche Auge in Auge mit ihrem Baby. Die Schöpfer des Wagens, der heute als Inbegriff der Marke Porsche und der Gattung Sportwagen gilt, stehen wie in stiller Andacht vor dem Fahrzeug. Was geht ihnen durch den Kopf? Dass sie nun endlich einen Sportwagen geschaffen haben, in dessen Kofferraum ein Set Golfschläger passt? Das hatte die Kundschaft beim Vorgängermodell 356 vermisst, das Problem gab es nun also nicht mehr. Nur das mit dem Namen: Weil Peugeot sich alle Typennummern mit der Null in der Mitte hatte schützen lassen, musste Porsche seinen Neuen vor der Markteinführung im Jahr darauf von 901 in 911 umbenennen. Als der Wagen auf den Markt kam, kostete er 21.900 Mark. Motorisiert war er mit einem Sechszylinder-Boxer mit 130 PS. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 210 km/h. Aus Zuffenhausen kam damals eine galant formulierte Pressemitteilung in die Redaktionsstuben. Dort war zu lesen: „Seit Jahren haben sich Ferry Porsche und sein Ingenieursstab den Kopf darüber zerbrochen, wie das Porsche-Leitmotiv „Fahren in seiner schönsten Form“ up to date gehalten werden kann. Versteht nicht jeder von uns darunter etwas anderes? Hat nicht ein Geschäftsmann, der jeden Morgen von seinem Hause am Stadtrand in Kolonne zu seinem Büro fährt, oder die Dame, die einige Stunden später beim Shopping verzweifelt nach einem Platz an einem groschenhungrigen Parkometer sucht, ganz andere Vorstellungen vom „Fahren in seiner schönsten Form“ als die kinderreiche Familie, die an die Nordsee auf Urlaub fährt, oder das glückliche junge Paar, das in einem offenen Zweisitzer auf der Autostrada del Sol mit hoher Reisegeschwindigkeit und wenig Gepäck der Sonne Süditaliens entgegenfährt?“ Der Text mündet in folgender Erkenntnis: „Je vielfältiger die Wünsche der Käufer, umso schwieriger die Aufgabenstellung bei der Konzeption eines neuen Autos.“ Eine Erkenntnis, so zeitlos wie der 911.
Erster Auftritt eines Stars
Er war vanillegelb, er war begehrt, er war ein Star. Zur Weltpremiere des neuen Sportwagens von Porsche drängelte sich die Autowelt hinter einem zwischen Blumenkästen gespannten Seil – die IAA-Bühne, sie war 1963 noch leger und pragmatisch gestaltet. Dennoch war der Wagen, auf dessen nicht amtlich zugelassenem Kennzeichen „TYP 901“ zu lesen war, einer der größten Hingucker der Frankfurter Automobilmesse vor 50 Jahren. Mercedes bot sein neues Topmodell 600 auf. DKW zeigte sein Flaggschiff F 102 mit Dreizylinder- Zweitakter. Opel präsentierte Coupés von Kadett und Rekord, BMW seinen 1800er. Doch der Star der IAA 1963 fand sich am Stand von Porsche und wurde unzählbar oft fotografiert – als ob die Besucher ahnten, der Geburt einer Legende beizuwohnen.