Berlin. Man soll es nicht für möglich halten: Noch zu Beginn der 1990er Jahre baute Mercedes der S-Klasse Peilstäbe ein. Die Teile fuhren am hinteren Kotflügel als optische Orientierungshilfe aus, um dem Fahrer das Rangieren mit der ausufernden Karosse zu erleichtern. Angesichts der Hightech-Lösungen, die seitdem fürs Parken und alle möglichen Situationen ins Leben des Autofahrers Einzug gehalten haben, mutet diese mechanische Hilfestellung fast schon niedlich an.
Mittlerweile sind die Nachfolger der Peilstäbe, die Ultraschallsensoren, die als «Parkpiepser» ihren Dienst leisten, auch schon fast veraltet - sofern sie nicht an Kamerasysteme gekoppelt sind. Einparkhilfen mit Rückfahrkameras gibt es selbst schon für viele Kleinwagen. Eines der ersten Modelle, die mit einer Rückfahrkamera ausgeliefert wurden, war 2002 der Nissan Primera. In dem mittlerweile eingestellten Mittelklassefahrzeug lieferte das System dem Fahrer die Bilder noch in Schwarz-Weiß auf den Monitor.
Aber die Evolution ist unaufhaltsam: Als «natürliche Weiterentwicklung» sieht Nissan seinen Around View Monitor. 2007 gab die Technik ihren Einstand in der nur in Japan verkauften Großraumlimousine Elgrand. Damit war der japanische Hersteller im Vergleich zur Konkurrenz erneut früh dran, auch im Crossover EX der Submarke Infiniti wurde sie 2007 verbaut. Bei anderen Herstellern heißen die verfügbaren Systeme Surround View (BMW), 360°-Kamera (Mercedes) oder Area View (VW). Sie alle liefern dem Fahrer Bilder vom gesamten Fahrzeugumfeld, die beim Rangieren, Parken oder Einfädeln bei unübersichtlichen Straßenverhältnissen helfen sollen.
In der Regel werden die Informationen von vier oder fünf Kameras, die unauffällig am Fahrzeugheck, an der Front und den Seiten meist in der Nähe der Außenspiegel angebracht sind, in einer Rechnereinheit kombiniert. Durch sogenanntes Image-Stitching werden die Bilder überlagert, daraus können verschiedene Perspektiven des Fahrzeugs berechnet werden, erläutert der Zulieferer Continental. Möglich sind Seitenansichten und Draufsichten, die die Fahrzeughersteller oft mit «Bird's-Eye-View» bewerben - der Vogelperspektive.