München. Dies lässt auch in den Vorstandsetagen der Autokonzerne die Korken knallen. Nicht nur bei General Motors, Ford und Chrysler, den „Big Three“ in Detroit, sondern auch bei den Importeuren, die den amerikanischen Automarkt mehr und mehr bestimmen. Bei den kompakten SUVs, dem derzeit am schnellsten wachsenden Segment, führt immerhin ein japanischer Hersteller die Hitliste an, in diesem Fall Honda mit dem CR-V. Und im Limousinen-Segment stehen in der Neuzulassungsstatistik (Januar bis November 2013) ebenfalls japanische Marken an der Spitze. Noch immer tragen in Amerika die Fullsize-Pick-ups, mächtige Pritschen-Trucks mit durstigen Sechs- und Achtzylindern unter der Haube, den Titel „Liebling der Nation“. Pro Monat werden unfassbare 200.000 von ihnen erstmals auf die Straße gebracht. Keiner macht dies erfolgreicher als Ford. Die Marke aus Dearborn verkauft seit Langem mehr als doppelt so viele Pick-ups wie Pkw. Bei GM sind es immerhin rund 50 Prozent mehr. So verwundert es kaum, dass der absolute Auto- Bestseller in den USA die F-Serie von Ford ist – seit über 30 Jahren in ununterbrochener Folge. GM kann Fords F-Modell zahlenmäßig nicht einmal mit seinen Zwillingen GMC Sierra und Chevrolet Silverado Paroli bieten. Zusammen machen Pick-ups zehn Prozent aller Neuzulassungen in den USA aus und bedienen zudem eine so loyale wie konservative Klientel, die vorwiegend nach dem Motto „Buy American!“ handelt. Kein Wunder, dass Toyota mit dem Tundra und erst recht Nissan mit dem Titan in der Statistik weit, weit abgeschlagen rangieren. Dies registriert man auch in Wolfsburg. Und hält sich daher vorsorglich zurück, den Amarok in Amerika anzubieten. Nicht nur weil der VW-Laster von der Größe her – immerhin 5,25 Meter lang – eine Klasse niedriger angesiedelt ist und im sogenannten „Midsize“-Truck-Segment fährt, sondern auch, weil die Verkaufskurve der kompakten Pick-ups in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach unten ging. General Motors versucht nun, diese Klasse mit dem Chevrolet Colorado wiederzubeleben. Der Hoffnungsträger wurde vor wenigen Wochen auf der Los Angeles Auto Show gezeigt. Er kommt im Herbst 2014 zu den Händlern. Im Erfolgsfall könnten ähnliche Modelle nachfolgen. Das Premiumsegment dominieren nach wie vor deutsche Autobauer. Für den November meldete Mercedes die Rekordzahl von über 37.000 verkauften Autos, ein Plus von 14,4 Prozent. Keine Premiummarke wächst in den USA derzeit schneller. Das Nachsehen hat BMW. Die Bayern wachsen zwar ebenfalls, mit 1,7 Prozent aber deutlich langsamer. Deshalb mussten die Münchner 2013 den Stuttgartern zähneknirschend die Pole-Position im US-Markt überlassen. Schlechter läuft es für Volkwagen – die Verkaufszahlen sinken deutlich. Doch zumindest die Premium-Töchter Audi und Porsche sind weiterhin sehr gefragt. Die Ingolstädter konnten nach bereits elf Monaten mit 141.000 Einheiten ihren Jahresabsatz von 2012 übertrumpfen. Porsche gelang dieses Kunststück mit 39.000 Neuzulassungen sogar schon nach zehn Monaten.
Zurück zu alten Boom-Zeiten
Die Autobranche in Amerika boomt. Die Kunden sind in Kauflaune. Lehman-Pleite, Immobilienblase, Bankenkrise – alles längst vergessen. Mit rund 16 Millionen Einheiten wurden in Nordamerika 2013 wieder fast so viele Neuwagen zugelassen wie vor der Krise. Kredite sind günstig, ebenso der Sprit an den Zapfsäulen (weniger als 70 Euro-Cent je Liter). An der Wall Street eilt der Dow Jones von Rekord zu Rekord, weil die US-Notenbank die Geldpressen rotieren lässt und Monat für Monat Anleihen für 75 Milliarden Dollar aufkauft.