München. Im November war die Zuversicht noch groß. Nach einem frühen Kälteeinbruch im Oktober sah sich der Reifenhandel auf dem Weg in eine starke Winterreifensaison. Doch genauso schnell, wie das Wetter das Geschäft anfangs angeschoben hatte, führte es zum Zusammenbruch. Im Dezember verkaufte der Reifenfachhandel laut einer vom Verband der Kautschukindustrie WDK erstellen Statistik 41,3 Prozent weniger Winterreifen als ein Jahr zuvor. Die Pkw-Reifenverkäufe für das Gesamtjahr lagen 7,5 Prozent unter Vorjahr – der fünfte Rückgang in Folge.
"Das ganze Plus aus dem Herbst ist aufgrund der hohen Temperaturen weggefressen worden", sagt Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Reifenfachhandelsverbands BRV. Im Januar habe es jetzt zwar noch einmal einen kleinen Schub gegeben, sagt er, "aber das rettet die Saison nicht mehr." Zusätzliche Sorgen bereitet dem Verbandschef der anhaltende Trend zu Ganzjahresreifen. Weil diese nicht mehr gewechselt und eingelagert werden und die Kunden nicht mehr regelmäßig kommen, drohen Ganzjahresreifen zusätzlich aufs Geschäft zu schlagen.
Doch ganz so schlimm, wie die Verkaufsstatistik wirkt, ist die Lage nicht. Das Stimmungsbild, das er aus der Branche bekomme, sei "sehr ambivalent", sagt Hülzer. "Etwa ein Drittel sagt, das Geschäft war besser als 2014, ein Drittel sagt gleich und ein Drittel schlechter. Dabei muss man aber bedenken, dass schon 2014 ein sehr schlechtes Jahr war." Doch zumindest der Verkauf von Lkw-Reifen lief 2015 stabil, und laut Hülzer nutzen viele Händler den Servicebereich, um den Druck auf die Marge auszugleichen.
Diese Strategie verfolgt auch Jochen Clahsen, Leiter der Handelskette Premio. "Der Dezember hat leider verhindert, dass das Vorjahr übertroffen werden konnte", sagt er zum Pkw-Reifengeschäft. "Die Geschäftsbereiche Lkw und Autoservice konnten dies aber mehr als kompensieren." Der Euromaster-Geschäftsführer für Deutschland und Österreich, Andreas Berents, sagt: "Nach einem furiosen Start kam im November und Dezember die Ernüchterung. Aber wir waren flexibel im Kostenmanagement, um unser Jahresergebnis zu retten." Für 2016 sei man zuversichtlich, betont Berents.
Auch Andreas Penkert, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing von Pirelli Deutschland, sagt, das Wintergeschäft sei "nicht einfach" gewesen, dennoch habe man Marktanteile gewinnen können. Am besten ist die Stimmung beim freien Reifenhändler Pneuhage: "Wir sind mit dem Verlauf der Wintersaison 2015/2016 zufrieden", heißt es dort.