Herr Engelskirchen, wie ist die Lage der europäischen Gebrauchtwagenmärkte?
Sie leiden weiterhin unter hohen Überkapazitäten im Neuwagenbereich. Der Volumen- und Preisdruck bleibt hoch, was sich auch in den Gebrauchtwagenmärkten widerspiegelt. Gemildert wird der Druck etwas durch einen schwachen Euro, der Exporte begünstigt. In den USA wurden Überkapazitäten massiv abgebaut, was zu einer Margenerholung geführt hat. In Europa war das nicht der Fall.
Ein allgemeiner Abwärtstrend?
Nein, in Spanien beispielsweise erholen sich die Restwerte derzeit parallel zu den Neuzulassungen kräftig. Auch in Italien geht es aufwärts, wenn auch nicht so stark. In Großbritannien ist die Entwicklung gegenläufig. Weil das Pfund stark ist, lohnt es sich für die Hersteller, mehr Fahrzeuge nach England zu verkaufen. Diese kommen wegen kürzerer Leasinglaufzeiten bei Privatkunden auch immer schneller auf den Markt. Das führt zu einem Überangebot an jungen Gebrauchten, das wegen der Rechtslenkung nicht in andere Länder abfließen kann. Das drückt auf die Restwerte.
Wie entwickelt ist das Onlinegeschäft in den einzelnen Ländern?
Hier gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. In Großbritannien werden Trends wie der Verkauf per Videochat schon vorgelebt. In Deutschland redet man darüber, es dauert aber noch ein bisschen, bis es kommt. Im Süden – und wohl auch in Osteuropa – wird es noch länger dauern, bis solche Dienste kommen. Auch wegen der notwendigen Investitionen.
Spielen dabei auch die großen britischen Gruppen eine Rolle?
Die großen innovativen Händler können da sicher Trends voranbringen. Es gibt aber auch neue Spieler auf dem Markt. Große Leasingfirmen setzen sich derzeit damit auseinander, ihr eigenes Gebrauchtwagengeschäft im Internet oder durch Outlets auszubauen. Ich erwarte, dass das kommen wird. Hersteller und deren Netze werden durch eigene Angebote im Bereich Online und Markenversprechen gegenhalten müssen