München. Trotz Fortschritten beim Leichtbau mit Stahl und unbeeinflusst von der Diskussion um Kohlefaserverbundwerkstoffe: Aluminium wird als Leichtbauwerkstoff im Automobil nicht nur nicht verdrängt – es bekommt gerade den wohl stärksten Schub der Geschichte: Mit dem neuen Pick-up F 150 hat Ford ein Zeichen gesetzt. Abgesehen vom Stahlrahmen besteht die komplette Karosserie aus Aluminium. Und weil er das meistverkaufte Fahrzeug in den USA ist, steigt Ford damit schlagartig zum größten Abnehmer von Aluminiumwalzprodukten in der Automobilindustrie auf. Zuvor lag der Aluminium-Anteil bei Ford-Fahrzeugen im Durchschnitt unter einem Prozent.
Mit rund 350.000 Tonnen pro Jahr verbraucht die F-150-Fertigung rund ein Drittel der rund 1,1 Millionen Tonnen Alu-Bleche, die 2015 weltweit in Autos verbaut werden. Dank einer Gewichtsreduzierung um insgesamt rund 320 Kilogramm, zu denen die Alu-Karosserie rund 180 Kilogramm beiträgt, wiegt der leichteste F 150 nur noch 1954 Kilogramm.
Dass soll erst der Anfang sein. „Wir gehen davon aus, dass sich der Einsatz von Aluminiumblechen in Pkw bis 2020 auf 2,2 Millionen Tonnen verdoppeln wird. Die Menge des verwendeten Stahls hingegen dürfte sich kaum verändern“, sagt Pierre Labat. Er ist Automotive-Chef bei Novelis, nach eigenen Angaben Marktführer für Alu-Bleche in der Automobilindustrie in Europa, den USA und China. Novelis und Alcoa liefern gemeinsam die Bleche für den F 150. Ein weiterer Treiber des Alu-Trends ist der Jaguar XE, dessen Karosserie zu 75 Prozent aus Alublechen – allein von Novelis – besteht. So viel Alu in einem Mittelklassefahrzeug gab es noch nie.
Auch Aluminium-Pionier Audi, der vor gut zwei Jahrzehnten mit dem ersten Spaceframe aus Aluminium das Leichtmetall in der Automobilindustrie populär gemacht hat, weitet den Alu-Einsatz von oben nach unten aus. „Wir steigern den Aluminiumeinsatz Top-Down. Der Audi A8 ist fast komplett aus Aluminium und setzt damit den Benchmark in seinem Segment, beim A6 haben wir Türen und Klappen komplett auf Aluminium umgestellt. Und der aktuelle A3 hat erstmalig eine Aluminium-Frontklappe“, sagt Bernd Bernd Mlekusch. Der neue Leiter des Audi-Leichtbauzentrums ist sicher: „Trotz der Konkurrenz durch CFK und höchstfeste Stähle ist und bleibt Aluminium der Leichtbauwerkstoff schlechthin.“