Herr Buchert, knapp zwei Jahre nach der Fusion von TecDoc, TecCom und AuDaCon zu TecAlliance: Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Jürgen Buchert: Positiv. Der Zusammenschluss erfolgte ohne Brüche, wir sind seither kontinuierlich weiter gewachsen. Auch die Mitarbeiter haben die Belastungen des Zusammenschlusses gut verkraftet. Wir können die Werkstatt jetzt von der Annahme des Autos bis zur Abholung bei jedem einzelnen Arbeitsschritt mit Daten oder elektronischer Abwicklung unterstützen.
Was ist noch zu tun?
Buchert: Wir müssen die Integration unserer Lösungen weiter verbessern. Alles soll auf einer Plattform, ohne Systembrüche und in einer einheitlichen Terminologie zur Verfügung stehen. Alles aus einer Hand und trotzdem soll der Kunde auch nur einzelne Module kaufen können. Daran arbeiten wir derzeit. Hierfür sind hohe Investitionen in die IT-Landschaft nötig. Bis zum kommenden Jahr soll das fertig sein.
Wie hoch ist Ihre Marktdurchdringung derzeit?
Buchert: In Europa nutzen rund 60.000 Werkstätten TecRMI. Bei TecDoc arbeiten mehr als eine Million Nutzer mit unseren Daten. Die Auftragsabwicklung von TecCom nutzen 250 Teilehersteller und 14.000 Großhändler.
Wie wichtig ist der deutsche Markt für Sie?
Buchert: Es ist unser Heimatmarkt, aber schon heute machen wir mehr als 60 Prozent unseres Umsatzes außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Strategie ist die Globalisierung. Wir haben Büros in China und Brasilien, eine eigene Firma in Amerika. Der Kernmarkt ist aber Europa.
Wo liegen die Schwerpunkte der Internationalisierung für Sie?
Buchert: Wir gehen vor allem dahin, wo die Industrie ihre Teile verkauft. Die BRIC-Staaten sind für uns ganz oben auf der Agenda. Priorität liegt auf China und Brasilien.
Wie steht es um Russland?
Buchert: Das liegt im Moment auf Eis, ist aber ein wichtiger Markt. Wir sind mit einem Partner vor Ort, langfristig werden wir aber eine eigene Organisation aufbauen.
Der unabhängige Aftermarket beklagt, dass es schwierig ist, an Informationen zu kommen. Hilft Ihnen da, dass viele Zulieferer unter Ihren Gesellschaftern sind?
Buchert: Wir müssen unsere Daten wie alle anderen auch von den OEMs beschaffen und mit hohem Aufwand integrieren. Die (Roh-) Datenlieferung in elektronisch verarbeitbarer Form, wie sie Euro 5 und Euro 6 unserer Ansicht nach vorsehen, erfolgt leider nicht.
Tut die Politik da genug?
Buchert: Gemessen an der Umsetzung der Gesetze wird zu wenig getan.
Sie haben drei Standorte. Wird das so bleiben?
Buchert: Ja. Wir arbeiten mit hochspezialisierten Mitarbeitern, die schon lange Jahre bei uns sind. Das Risiko diese bei einem Umzug zu verlieren, ist viel zu hoch.
Planen Sie den Einsatz von Datenbrillen oder augmented Reality?
Buchert: Im Moment wäre es aus unserer Sicht zu früh, auf Technologien wie Google Glass zu setzen. Aber wir beschäftigen uns damit.
Warum ist es zu früh?
Buchert: Wir sind in die Werkstatt gegangen und haben den Meister gefragt. Der sagt, sie ist ihm zu teuer, fällt runter und geht kaputt und bekommt unter dem Auto nur Dreck ab wie zum Beispiel Öl. Im Moment fehlt noch die Akzeptanz.