VW probt den Aufstieg

Schanghai. Der Phaeton ist Geschichte, doch die Oberklasse hat Volkswagen nicht aufgegeben. Zumindest nicht in China. Auf ihrem wichtigsten Markt starten die Wolfsburger deshalb jetzt den Phideon.

Das Auto basiert auf dem Modularen Längsbaukasten (MLB) von VW und läuft in Anting vom Band. Die Fünf-Meter-Limousine hat laut Marketingchef Jörg Hitpass ein ähnliches Format wie der Phae­ton, ist aber anders positioniert. Als neues Topmodell des Joint Venture mit SAIC solle der Phideon vor allem den rund zwei Millionen Passat-Kunden den Aufstieg ermöglichen.

Gleichzeitig soll das Modell das neue Inte­resse am Understatement in einer Klasse bedienen, die jährlich rund 600.000 Zulassungen zählt. Diese Klasse wird von einem Trio dominiert, das man in China nur "ABB" nennt: Audi A6, BMW Fünfer und Mercedes (Benz) E-Klasse. Entsprechend kämpferisch kalkuliert VW: Der Einstiegspreis liegt zwar zehn Prozent über dem Passat, ist aber bei besserer Ausstattung auch zehn Prozent niedriger als bei A6 & Co.

Aufs Treppchen will Hitpass trotzdem nicht. Dafür müsste er über 80.000 Autos verkaufen und sich an einer ruinösen Rabattschlacht beteiligen. Stattdessen setzt er auf den Imagegewinn und verlangt deshalb auch von den 850 Händlern spezielles Engagement mit VIP-Annahme und gesonderter Ausstellungsfläche.

Zwar passt der als Vierzylinder mit 220 PS und als V6 mit 300 PS – und von 2017 an auch mit Plug-in – lieferbare Phideon gut ins aktuelle VW-Design. Außerdem nutzt er bei Assistenzsystemen und Infotainment den neuesten Stand der Konzerntechnik. "Doch wir haben das Auto ganz konsequent auf die chinesischen Ansprüche ausgelegt", sagt Entwicklungschef Frank Bekemeier. Obwohl man die Abstimmung anpassen könne, schließt er den EU-Export fürs Erste aus: "Aktuell könnte er ­außerhalb Chinas gar nicht homologiert werden."