"Wer Käufer hat, bekommt auch Händler"

Der Neuwagenmarktplatz MeinAuto.de hat den Break-even geschafft und ist heute profitabel. Im September wird die Firma zehn Jahre alt. Und Gründer Ale­xander Bugge hat weitere Pläne.

Herr Bugge, was hat Sie in den vergangenen zehn Jahren am meisten überrascht?

Wie eingefahren die Marktteilnehmer sind. Wir hatten nicht ­erwartet, dass wir mit einem Produkt, das dem Handel Kunden bringt, so lange Zeit Überzeugungsarbeit leisten mussten.

Trotzdem haben Sie sich etabliert.

Wir haben uns auf den Autokäufer fokussiert und unser Angebot an ihm ausgerichtet statt am Anbieter. So haben wir zuerst unsere Käufer gefunden. Und wer Käufer hat, bekommt auch Händler.

Es gab Gegenwind aus der Branche. Hat sich das entspannt?

Ja, das hat sich sehr entspannt. Man hat einmal versucht, unser Modell aktiv zu bekämpfen, aber das scheint vorbei zu sein. Ein Wendepunkt war vor zwei Jahren der für uns positive Ausgang des Verfahrens beim Bundeskartellamt zu den Internetstandards ­einiger Hersteller, die unser Geschäftsmodell aushebeln sollten.

War die Einführung des Local-Konzepts ein Friedensangebot an die Branche?

Das war kein Friedenssignal. Wir hatten ja auch nie eine Kriegs­erklärung abgegeben. Es ist eine Evolution, die wir mit Mein­Auto.de erlebt haben. Wir sind sicherlich vor zehn Jahren als Disruptor gestartet und wollten den besseren Autohandel im Internet machen. Heute erkennen wir, dass wir im Internet sehr viel für den Kunden tun können, es aber sinnvoll ist, den stationären Handel stark einzubeziehen – nicht nur als ausliefernde Instanz.

Über welche Schiene laufen mehr Fahrzeuge: Über MeinAuto local oder über das klassische Angebot?

Im Moment ist das klassische ­Angebot noch stärker, aber MeinAuto local wächst sehr stark – auch weil wir dort sehr viele neue Händler haben. Wenn das Angebot komplett ausgebaut ist, werden mehr Autos über MeinAuto local laufen.

Wird es beide Angebote auf Dauer geben?

Ja. Es gibt Preisoptimierer, die wenig Autohausdienstleistungen brauchen und bereit sind, auch weiter zu fahren. Und es gibt Kunden, die zu einem fairen Preis über das Internet angebahnt kaufen wollen – aber bei einem Händler vor Ort. Das ist die größere Gruppe – aber es gibt beide, sodass diese Mehrgleisigkeit sinnvoll bleibt.

Das Thema Altfahrzeugankauf über das Netz wird von einigen Mitspielern gepusht. Wäre das nicht etwas für Sie?

Sag niemals nie. Aber es ist nicht das, woran wir gerade intensiv ­arbeiten.

Der wirkliche Abschluss erfolgt immer noch über Papier und mit dem Händler.

Wann kommt das volldigital?

Wenn es nach uns geht, morgen, denn der Prozess entspricht nicht unserem Jahrtausend. Was uns daran hindert, sind die Auflagen, die die Hersteller an die Händler machen. Deswegen sehen wir die Aktivitäten der Hersteller zum Verkauf im Netz durchaus positiv. Denn wenn sie das machen, wird es auch bei uns möglich werden, schon aus kartellrechtlichen Gründen.

Abgesehen davon, was fehlt Ihrem Produkt heute noch?

Bestandsfahrzeuge und Gebrauchte. Daran arbeiten wir intensiv, denn die Kunden dafür haben wir schon. Bei MeinAuto local kann der Händler schon jetzt seinen Bestand einpflegen und den Kunden anbieten. Bis Ende des Jahres sollen sie auch direkt auf der Seite angeboten werden.

Würden Sie sich noch als Start-up bezeichnen?

Wir versuchen, uns die positiven Eigenschaften wie kurze Wege, Wendigkeit oder Innovativität zu erhalten. Ob man uns mit zehn Jahren noch Start-up nennen möchte, würde ich anderen überlassen. Wir sind auch ein etablierter Player in unserer Branche.

Ein wichtiges Indiz ist, ob man Geld verdient oder verbrennt.

Da sind wir dann doch gerne der etablierte Player. Die MeinAuto GmbH ist profitabel. Unseren ersten Break-even hatten wir nach zwei Jahren, haben dann aber noch mal massiv investiert und sind jetzt seit zwei Jahren wieder in den schwarzen Zahlen. Nächstes Jahr, wenn wir unser Bestandsfahrzeugeprodukt launchen, werden wir wieder hohe Investitionen haben. Das können wir jetzt aus unserem eigenen Cashflow stemmen.

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