Die schlechte Zahlungsmoral der großen Automobilzulieferer bringt kleinere Ausrüster oft in Liquiditätsschwierigkeiten. "In der Automobilindustrie werden immer noch Einkaufsbedingungen mit 90, teilweise sogar über 100 Tagen Zahlungsziel verwendet. Das ist nicht nur rechtswidrig, sondern auch grob unfair", sagte Christian Vietmeyer, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ), der Automobilwoche. Mächtige Unternehmen wie Bosch, Continental oder Schaeffler spielen ihre Marktmacht aus. Es gebe Drohungen, keinen Neuauftrag mehr zu erhalten oder auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden, klagte der Vertriebschef eines süddeutschen Zulieferers. Viele kleine Zulieferer seien aufgrund des Drucks schon eingeknickt "und haben zähneknirschend schlechte Zahlungsbedingungen akzeptiert".
Kleine Zulieferer leiden unter Zahlungsmoral
Der Verband, der 9000 Unternehmen aus der metall- und kunststoffverarbeitenden Industrie vertritt, hat die für Compliance zuständigen Vorstände kontaktiert. "Leider wird immer wieder behauptet, dass man Zahlungsziele individuell aushandle, dabei ist es bei diesen Unternehmen üblich, einseitig die eigenen Einkaufsbedingungen durchzusetzen", sagte Vietmeyer.
Schaeffler wollte sich auf Anfrage der Automobilwoche nicht zu den Vorwürfen äußern, Bosch und Conti bestreiten, bei Zahlungszielen von den gesetzlichen Vorgaben abzuweichen.
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