Ganzjahresreifen als Retter

Die Winterreifensaison 2017/2018 nimmt einen versöhnlichen Ausgang, wie eine Kurzumfrage der Automobilwoche bei wichtigen deutschen Marktteilnehmern zeigt. Der Reifenfachhandelsverband BRV geht zwar von einem um drei Prozent gesunkenen Winterreifenabsatz des Jahres 2017 aus, dafür ist der Verkauf von Ganzjahresreifen erneut kräftig gestiegen. Insgesamt sei die Saison "zufriedenstellend", so Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler.

Auch Tyre24-Gründer Michael Saitow bestätigt den leicht rückläufigen Winterreifenverkauf und die Substitution durch Ganzjahresreifen. Die Saison sei "ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres" verlaufen. Für Andreas Berents, Deutschland-Chef von Euromaster, war die Saison "nicht Fisch und nicht Fleisch". Einem viel zu warmen Oktober folgte ein leichtes Aufholen im November. "Der Dezember war dann fantastisch." Im Januar liege man "leicht über Vorjahr". Was man in der Spitzensaison verliere, sei allerdings sehr schwer wieder aufzuholen. "Zumindest im Endverbrauchergeschäft ist das im Dezember aber trotzdem gelungen." Pirelli registrierte im Vergleich zur Vorjahressaison "ein stabiles Geschäft".

Bei Pneuhage verlief die Saison "sowohl im Großhandel als auch in den Reifendiensten sehr gut. Wir waren zufrieden", heißt es vom Unternehmen.

Das gilt auch für Claus-Christian Schramm, Leiter des zu GDHS gehörenden Premio Reifen + Autoservice. Dort lag die Nachfrage nach Winterreifen über dem Vorjahr und war über die Saison so gut verteilt, dass es "eine kontinuierliche Auslastung der Premio-Betriebe" gab.

Der produktseitig wohl wichtigste Trend bleibt die Tendenz zuGanzjahresreifen. Saitow von Tyre24 schätzt ihren Anteil inzwischen auf 14 Prozent. Er geht -davon aus, das sich dieser Trend fortsetzt. Auch deshalb, weil "Ganzjahresreifen immer mehr in den Fokus der Reifenindustrie rücken und die Marketingkampagnen stärker auf diese Reifen ausgerichtet werden." Der BRV rechnet sogar mit einem Marktanteil der Ganzjahresreifen von 16 Prozent im Pkw- und 13 Prozent im Offroad-Bereich und erwartet 2018 ein Wachstum um 14 Prozent. Auch Berents von Euromaster sieht hier einen "ganz starken und sich festigenden Trend". Bei Pneuhage betont man zudem, die Vielfalt der Anbieter sei "weiter gestiegen".

Pirelli hingegen ist zurückhaltender: "Das Wachstum dieses Segments flacht gegenüber der Entwicklung im Jahr 2017 ab." Bei Pneuhage sieht man ebenfalls natürliche Grenzen des Wachstums der Ganzjahresreifen: "Auch in Zukunft wird es noch viele Regionen in Deutschland geben, wo die Autofahrer hundertprozentige Winterreifen bevorzugen." Gleiches gelte für Firmenwagen.

Für den Gesamtreifenmarkt 2018 erwartet Saitow, dass das Volumen "kaum anwachsen" wird. Pirelli sieht "eine weiterhin relativ stabile Entwicklung des Marktes". Der BRV geht im Pkw-Bereich von einem Rückgang um 0,5 Prozent aus, im kleineren Offroad-Bereich aber von einem deutlichen Plus von sechs Prozent.

Der Reifenmarkt hat sich insgesamt stabilisiert, doch steigende Ganzjahresreifen-Verkäufe sind auch ein Risiko für die Zukunft: Weil sie nicht mehr zweimal pro Jahr gewechselt werden müssen, gehen dem Handel Geschäft und Kontaktpunkte mit dem Kunden verloren.

Lesen Sie auch:

Neue Entwicklungen bei Autoreifen: Smarte Hightech statt nur schwarzem Gummi

Vorläufiger Umsatz und Gewinn - Aufspaltung ein Thema: Continental übertrifft Jahresziele 2017

Umfrage der Automobilwoche: Optimismus im Reifenhandel