"Am Anfang schaute ich mich, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen." Mit diesen Worten von Ferdinand Anton Ernst Porsche, genannt Ferry, begann der Bau von Sportwagen unter dem Markennamen Porsche. Die Voraussetzungen waren in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre alles andere als ideal: Europa war vom Krieg zerstört, die Produktionsstätten lagen in Trümmern und die Überlebenden hatten meist andere Sorgen, als sich einen Sportwagen zu kaufen.
"Am Anfang schaute ich mich um..."
Trotzdem begann Porsche schon 1947 mit der Arbeit am 356 und brachte den Wagen 1948 auf den Markt. Zunächst hatte sich die Firma nach dem Krieg mit dem Bau landwirtschaftlicher Geräte und der Reparatur alter Fahrzeuge über Wasser gehalten. "Wir haben natürlich alles mögliche gemacht", erinnert sich Ferrys Neffe Ernst Piech an die schwierigen Nachkriegsjahre, "wir haben versucht, das Werk mit irgendetwas Produktivem zu füllen." Aber das Ziel war ein eigener Sportwagen. Der 356 war das erste Serienfahrzeug unter eigenem Namen. Die ersten Autos wurden in Gmünd in Österreich in einem ehemaligen Sägewerk gebaut, weil das Porsche-Gelände in Stuttgart von amerikanischen Truppen zur Reparatur ihrer Fahrzeuge genutzt wurde. Erst 1950 zog die Firma zurück nach Stuttgart, wo Ferry vor dem Krieg ein Praktikum bei Bosch absolviert und anschließend im Familienunternehmen mitgearbeitet hatte.
Der 356 bestand zu großen Teilen aus VW-Teilen, der 1,1-Liter Vierzylinder-Boxer leistete zu Anfang 40 PS. Zunächst plante Porsche nur die Produktion einiger weniger Fahrzeuge. Später sagte Ferry Porsche, er habe mit maximal 500 Kunden gerechnet. Aber die Nachfrage stieg und stieg. Auch der sonst so kritische Vater Ferdinand Porsche fand nichts an dem Wagen auszusetzen: "Keine Schraube hätte ich anders gemacht", sagte er nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft beim Anblick des 356.
Als die Firma immer größer wurde, zog sich Ferry Porsche weitgehend aus der Konstruktion zurück und konzentrierte sich auf die Aufgaben als Unternehmenschef. Nachdem sich 1972 alle Familienmitglieder aus dem Unternehmen zurückgezogen hatten, wechselte er 1973 in den Aufsichtsrat. Zunächst als Vorsitzender und später als Ehrenvorsitzender verfolgte er die Entwicklung des von ihm gegründeten Unternehmens, erlebte dessen Niedergang in den 80er Jahren ebenso mit wie den Beginn des kometenhaften Wiederaufstiegs unter der Führung von Wendelin Wiedeking in den 90er Jahren.
Als er am 27. März 1998 starb, ging zugleich eine weitere Ära bei Porsche zu Ende: Nur wenige Tage später lief in Zuffenhausen nach 35 Jahren der letzte luftgekühlte 911 vom Band – zugleich der letzte luftgekühlte Porsche überhaupt nach 40 Jahren.
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