Die Elektromobilität ist ein Schreckgespenst für so manche Werkstatt. An einem Stromer ist schlicht weniger zu warten und zu reparieren als an einem Verbrenner. Bremsbeläge halten dank Rekuperation länger, und reine Elektroautos brauchen auch keinen Ölwechsel mehr. Was bedeutet das für das Werkstattgeschäft, die wichtigste Ertragsquelle für viele Autohäuser?
Zumindest in näherer Zukunft müssen sich die Werkstätten wohl noch keine großen Sorgen um ihr Geschäft machen, wie eine Studie des ZDK zeigt, die die Auswirkungen der Elektromobilität auf die Werkstattumsätze im Jahr 2025 prognostiziert.
Obwohl die Autoren für das Jahr 2025 von einem Stromer-Anteil von 20,3 Prozent im deutschen Fahrzeugbestand ausgehen (10,3 Prozent Hybride, 5,5 Prozent Plug-in-Hybride und 4,5 reine Stromer), erwarten sie nur einen Umsatzrückgang von 3,6 Prozent im Bereich der für die Studie beispielhaft untersuchten großen Inspektion nach 60.000 Kilometern. Im Detail steigt der Lohnumsatz inflationsbereinigt um 3,2 Prozent, während der Ersatzteilumsatz um 8,3 Prozent sinkt. Verknüpft man die Zahlen mit den Renditen aus dem neuesten MarkenMonitor des Instituts für Automobilwirtschaft, könnte ergebnisseitig sogar ein Plus von drei Prozent herausspringen, da der wachsende Lohnbereich in Zukunft höhere Deckungsbeiträge abliefert als der schrumpfende Teile-Sektor.
Grund für die insgesamt eher positive Prognose ist vor allem, dass die Autoren in ihrem Szenario davon ausgehen, dass die Elektromobilität bis 2025 vor allem durch Hybride vorangetrieben wird. Deren Bauweise mit zwei Motoren bringt es mit sich, dass bei der Wartung mehr Arbeit und damit auch höhere Umsätze anfallen. 2025 werden sie der Prognose zufolge für 19,8 Prozent des Lohnumsatzes verantwortlich sein, obwohl sie nur 15,8 Prozent des Bestands ausmachen. Und beim Teileumsatz liegen sie mit erwarteten 223 Euro nicht weit unter den Verbrennern, bei denen es 286 Euro sind. Insgesamt treiben sie also die Umsätze nach oben.
Dass am Ende dennoch ein Minus über den Gesamtumsätzen steht, liegt an den reinen Stromern. Denn deren prognostizierter Anteil am Arbeitsumsatz liegt mit 3,5 Prozent um einen ganzen Prozentpunkt unter dem erwarteten Anteil am Fahrzeugbestand. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede je nach Marke. Bei Renault beispielweise sind die für einen Zoe veranschlagten Arbeitswerte um 44,8 Prozent niedriger als beim vergleichbaren Clio. Bei Kia beträgt der Unterschied zwischen einem benzin- und einem strombetriebenen Soul dagegen nur 5,3 Prozent.
Bei den Teilen ist der Einbruch sogar noch massiver. Der Umsatz im Rahmen der großen Inspektion wird pro Stromer bei im Schnitt nur noch 67 Euro liegen. Nicht einmal ein Viertel des Werts von Verbrennern.
Dieser Aspekt ist auch der Grund dafür, dass auf längere Sicht keine Entwarnung bei den Folgen der Elektromobilität für das Werkstattgeschäft gegeben werden kann. Denn der geschäftsfördernde Hybrid ist nur eine Übergangstechnologie. Auf Dauer werden reine Elektroautos ihn überholen und ablösen.