PSA setzt bei Elektrifizierung auf Punch Powertrain

Michael Knauer

PSA hat sich als bevorzugten Partner bei seiner kommenden Elektrifizierungsstrategie für den in chinesischen Händen befindlichen belgischen Getriebehersteller Punch Powertrain entschieden.

Mittwoch, 9. Mai 2018, 19.31 Uhr

Die französische PSA-Gruppe will bis 2025 ihre gesamte Produktpalette inklusive Opel und Vauxhall elektrifizieren und hat sich nun den belgisch-chinesischen Zulieferer Punch Powertrain als strategischen Lieferanten der elektrifizierten Getriebe im Bereich Mild-Hybride ausgesucht.

Punch Powertrain gehört zur chinesischen Yinyi Group und hat im Vorfeld der am Dienstag bekannt gegebenen Entscheidung umfangreiche Investitionen vorgenommen. Zu deren Höhe äußerte sich das Unternehmen aber nicht.

PSA sprach von einer "strategischen Entscheidung." Bisher war Punch Powertrain in erster Linie im Bereich von stufenlosen Getrieben (CVT) für Hybrid- und Elektroautos tätig.

Innovatives Doppelkupplungsgetriebe

Hauptgrund für die Kooperation mit dem belgisch-chinesischen Unternehmen sei der innovative Aufbau der Doppelkupplungsgetriebe von Punch Powertrain, erklärte PSA. Dieser Aufbau benötige weniger Komponenten und sei dadurch leichter und kompakter.

Darüber hinaus biete das Punch Powertrain DCT eine "hervorragende Leistung" sowie einen "geringen Kraftstoffverbrauch zu wettbewerbsfähigen Kosten". Deshalb werde PSA nun die nächste Generation dieser Komponenten mit einer 48V-Motorkonfiguration einkaufen.

Wer ist Punch Power?

Punch Powertrain geht auf ein 1972 gegründetes Zulieferer-Werk des Autoherstellers DAF in Belgien zurück. Als "DAF Produktie Sint-Truiden" produzierte es unter anderem ein weithin bekanntes Variomatic-Getriebe. Von 1975 bis 1997 gehörte das Unternehmen zu Volvo, bevor es 2005 von ZF Getriebe übernommen wurde. In dieser Zeit wurden CVT-Getriebe aus Sint-Truiden von BMW im ersten BMW-Mini verbaut.

ZF reichte das damals von der Schließung bedrohte Werk aber schon ein Jahr später an die Industrieholding Punch International von Guido Dumarey weiter. 2016 wurde Punch Powertrain dann von der chinesischen Yinyi Group übernommen.

Seit 2015 kletterte die Kapazität von Punch Power nach eigenen Angaben von 300,000 auf mehr als eine Million Geriebeeinheiten, und zwar sowohl in Belgien wie auch an chinesischen Standorten. Im Februar 2017 weihte Punch Powertrain sein erstes Werk in Iran ein.

Weitere Pläne werden geprüft

Für Punch Powertrain bedeutet die Kooperation mit PSA das Hereinwachsen in eine andere Produktions-Dimension. Dadurch hofft das Unternehmen, zu einem globalen Lieferanten zu werden.

Zahlen nannten beide Unternehmen zwar noch nicht, doch es steht heute schon fest, dass die Mild-Hybridantriebe von PSA künftig mehrere hunderttausend Fahrzeuge pro Jahr antreiben werden.

Punch Powertrain habe daher "umfangreiche Investitionen", teilte der Zulieferer mit. Unter anderem hatte er im Januar den Leistungselektronik-Spezialisten Apojee übernommen.

"Mit der Groupe PSA als erstem europäischen Großkunden erfüllt Punch Powertrain sein zweites Ziel: die Sicherung seiner Position in Europa und die Erweiterung seiner globalen Präsenz", erklärte das Unternehmen.

PSA und Punch Powertrain verhandeln nun über die Produktion der Komponenten in einem der PSA-Werke. Außerdem prüfe man bereits eine Erweiterung der Partnerschaft, hieß es bei dem Lieferanten.

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