IT-Spezialisten, Software-Ingenieure und Programmierer sind derzeit gefragt wie nie. Die Autobranche braucht sie für den digitalen Shift, die Transformation und den Aufbau neuer digitaler Konzepte. Aber: „Der Markt ist leer gefegt“, sagt Thomas Müller, verantwortlich für die Entwicklung von Elektrik, Elektronik und Car-IT bei Audi. Allein der Volkswagen-Konzern braucht laut IT-Chef Martin Hofmann in den kommenden Jahren rund 2000 zusätzliche IT-Spezialisten. Eingestellt wurden davon allerdings erst 250. Bis wann die fehlenden 1750 nachrücken, will Hofmann lieber nicht prognostizieren.
Die Ansprüche der Konzerne an die IT-Experten sind hoch, sollen sie doch das Überleben der Konzerne, ja einer ganzen Industrie sichern und helfen, das Auto in der digitalen Welt zu verankern. Deshalb will man die Besten der Besten – doch das ist nicht so einfach: Die Konkurrenz auf dem Markt der Konzerne, die um die High-IT-Potentials buhlen, ist groß: Die Großen aus der IT-Industrie wie SAP oder Google, komplett durchfinanzierte Start-ups aber auch die Autoindustrie wollen die Talente.
Deshalb ist Kreativität gefragt:
Um also näher an den Nachwuchs zu kommen, präsentiert sich VW mit einem hippen Volkswagen-We-Stand auf dem WebSummit in Lissabon – dem jährlichen Treffen der weltweiten Software- und Programmierer-Community. "Wir sind hier, um mit Start-ups und Entwicklern zu diskutieren. Da wir zunehmend Bedarf an Software-Entwicklern haben, ist das Recruiting auch ein wichtiger Aspekt", sagt Christoph Hartung, Leiter Mobility Services der Marke VW.
Wie VW denken viele Konzerne aus der Industrie, denn in der Halle tummeln sich alte Bekannte der Wolfsburger: BMW und Bosch. Die Schwaben werben offensiv: "Bosch is hiring", steht in großen Lettern am Stand. Die Konzernmanager, mischen sich unter die Start-ups, die an kleinen Ständen ihre Produkte präsentieren. Manche treten auch auf den großen Bühnen auf dem Gelände auf – und irgendwann fällt immer der gleiche Satz: Wir haben einen Stand hier. Kommt vorbei, wir brauchen euch. Vielleicht können wir euch was anbieten.
Und diejenigen, die abgeworben werden sollen, kommen mittlerweile mit genau dem Verständnis zum WebSummit: "Wenn es gut läuft, werde ich inklusive meines Produkts abgeworben", erzählt ein Gründer. Wissend um die Marktlage fügt er hinzu: "Ich bin aber kein Schnäppchen."