Herr Spaete, Herr Bubenheim, 2014 hatte man den Eindruck, dass AutoScout24 sehr mit sich selbst beschäftigt war. Hat sich das negativ in den Zahlen niedergeschlagen?
Spaete: Wir haben im Gegenteil einen Zuwachs um 22 Prozent bei den Anfragen per Mail, die an den Handel gingen. Wir haben viel gemacht um unsere Seite zu optimieren, den Kunden schneller und effektiver zu den Autos zu bringen.
Wie haben sich die Händlerzahlen entwickelt?
Spaete: Wir wachsen da sehr stark. Anfang 2014 waren es 17.533, im Oktober 19.221 und jetzt im März waren es bereits 20.861 alleine in Deutschland. Viele entscheiden sich für uns, weil sie sagen: "Da passiert etwas, wir merken, dass ihr aufgewacht seid." Auch der Umsatz mit externen Kunden ist 2014 gestiegen: Um 9,5 Prozent auf 108 Millionen Euro.
Wann sind Sie denn aufgewacht?
Spaete: Die ersten Maßnahmen zu effizienterem Marketing haben wir schon im Frühjahr 2014 begonnen. Die ersten positiven Rückmeldungen kamen im Herbst und jetzt werden es immer mehr.
Haben Sie den Preis reduziert, um ein so starkes Wachstum zu erreichen?
Spaete: Wir haben die Händler verstärkt angesprochen. Nachdem es nach der Übernahme vielleicht ein bisschen ruhig geworden war.
Also keine Preisreduzierung?
Spaete: Es gibt immer Testangebote. Aber ansonsten sind das alles Vollzahler.
Gibt es ein konkretes Ziel bei der Händlerzahl?
Spaete: Nein nicht direkt. Wir wollen eine Plattform bieten, die state of the art ist. Ein Produkt, das so gut ist, dass sich noch viel mehr Händler für uns entscheiden werden.
Wie viel ist viel mehr?
Spaete: Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund für einen Händler, seine Fahrzeuge nicht auf AutoScout24 zu haben.
Heißt das, sie blicken auch in Richtung Nummer eins in Deutschland?
Spaete: Das ist für uns kein Thema. Wir wollen ein tolles Produkt bauen, das effektiv ist. Welche Position wir dabei haben, ist nicht entscheidend.
Christian Bubenheim: Wenn wir zu wenige Angebote hätten, wäre es für uns ein Thema. Aber das ist nicht der Fall. Wichtiger sind für uns die Listings und die Leads. Durch den Fokus auf unsere Kunden stellt sich der Erfolg auf Dauer immer ein.
Wenn Sie aufgewacht sind, wo hat man denn davor geschlafen.
Bubenheim: Wir haben jetzt mehr Klarheit, was wir eigentlich wollen. Es wurde viel entwickelt und angedacht aber dabei hat man sich nicht immer konsequent auf die Kunden und Händler konzentriert, sondern oftmals eine funktionale Sichtweise gewählt: "Oh toll, wir können technisch was machen, das sollte damit auch interessant und richtig sein."
Wie geht das jetzt?
Bubenheim: Wir sagen: "Fangt an mit dem Kunden, dem Händler. Und generiert dann mögliche Lösungen." Der Startpunkt ist ein tiefes Verständnis, wo wir für Kunden und Händler eine Lösung liefern können, um deren wichtigste Themen besser zu lösen.
Fahren Sie Projekte jenseits des Kerngeschäfts zurück?
Spaete: Wir haben weiterhin viele innovative Projekte. Aber wir glauben, in unserem Kerngeschäft, dem Betreiben eines Marktplatzes, ist noch eine ganze Menge zu tun und Luft nach oben. Darauf wollen wir uns fokussieren.
Haben Sie nach dem Stellenabbau des vergangenen Jahres noch genug Ressourcen für die zusätzlichen Projekte?
Spaete: Auf jeden Fall. Wir sind massiv im Aufbau und haben Leute eingestellt. Junge Gesichter aus unterschiedlichen Branchen. In manchen Teams sind es 30, 40 Prozent neue Leute. Und die bringen viele Ideen mit.
Wie steht es eigentlich um das Werkstattportal?
Spaete: Wir betreiben es integriert weiter. Es gibt ein Team dafür, wir machen Marketing und optimieren es. Wir konzentrieren uns auf unser Kerngeschäft aber deswegen schließen wir das Werkstattportal nicht. Denn es bringt uns auch zusätzlich Nutzer auf die Seite.
Kann man im umkämpften Markt der Werkstattportale nebenher bestehen?
Spaete: Ich würde nicht sagen, dass wir das nebenher betreiben. Was wir allerdings nicht mehr machen, ist, es mit einem Riesenteam und großem Aufschlag zu betreiben.
Bubenheim: Es ist nicht das Kerngeschäft Gebrauchtwagen aber wir haben ein von Kunden akzeptiertes Produkt, wir haben Traffic und wir haben den Zugang zu den Werkstätten. Deswegen können wir beim Werkstattportal in kleinen zielgerichteten Schritten vorwärts gehen.
Das Werkstattportal hat in den ersten Jahren sehr viel Geld gekostet.
Bubenheim: Da war viel Marketing dabei. Das machen wir jetzt anders. Falls irgendwann große Investitionen nötig werden, müssen wir sehen, ob wir das intern finanzieren oder besser mit Partnern.
Ist man mit der aktuellen Vorgehensweise profitabel?
Bubenheim: Absolut. Unter anderem dadurch, dass wir den Traffic von der starken Marke AutoScoput24 nutzen und nicht, wie andere Startups dafür bezahlen müssen, lässt sich das profitabel darstellen.
Wie ist die Position von AutoScout24 in der Scout24-Gruppe? Ihre Titel sind ja nominell niedriger als die Ihrer Vorgänger.
Spaete: Christian Bubenheim und ich führen AutoScout24 mit den gleichen Entscheidungsmöglichkeiten, wie das früher der Fall war. Unsere nominellen Positionen sind der Neuaufstellung der Scout-Gruppe geschuldet. Das ist bei ImmobilienScout24 genauso.
Was ist aus dem Börsengang geworden?
Eigentümer prüfen immer verschiedene Möglichkeiten. Auch die eines Börsengangs. Aber es gibt dazu keine Entscheidung.
Wird es in näherer Zeit große Projekte außerhalb des Kernbereichs geben?
Bubenheim: Wir schauen uns viele Möglichkeiten und Partnerschaften an. Aber es ist wichtig, uns auf das Kerngeschäft und unsere Kunden und Händler zu konzentrieren.
Sie haben vergangene Woche Ihre Seite in Teilen aufgefrischt. Was genau ist passiert?
Spaete: Wir haben eine komplett neue Darstellung der Suchergebnisse gelauncht. Mit größeren Bildern, die schon auf der Ergebnisseite durchgeblättert werden können und mehr Informationen zu Autos und Händlern, wie Bewertungen. Wir ersparen dem Konsumenten, der sich einen Überblick verschaffen will, dadurch den Klick auf die Detailseite. Und der Händler kann sich mit seinen Autos besser positionieren. Wir haben aus dem Nutzungsverhalten der User gesehen, dass sie genau das wollen.
Bekommt der Händler zusätzliche Möglichkeiten?
Spaete: Er kann sein Inserat besser platzieren. Es taucht passend zur Suchanfrage am oberen Ende der Suchergebnisse auf. Das kostet 69 Cent am Tag. Zum Relaunch gehört auch die neu entwickelte Buchungslogik Autopilot. Sie schlägt nach Parametern wie Preis, Ausstattung oder Standtagen dem Händler vor, gewisse Autos mit einem solchen Inserat nach oben zu bringen.
Kann der Kunde dann nicht mehr nach Preis sortieren?
Spaete: Doch, wenn er diese Sortierung anklickt, wird sie umgesetzt. Aber der Konsument sucht nach unserer Erfahrung nicht nur das Billigste.
Bubenheim: Einen solchen Launch kann man im Netz sehr gut vorbereiten und testen. Die Kunden klicken nur im niedrigen Prozentbereich auf die Sortierung nach Preis.
Kann der Autopilot den Händlern auch einen Preis vorschlagen?
Spaete: Nein. Der Händler weiß selbst, was er verlangen soll. Aber wir entwickeln den Autopilot auch noch kontinuierlich weiter.
Wie lange war der Vorlauf für den aktuellen Relaunch?
Spaete: Wir haben schon länger darüber nachgedacht, das Anzeigen der Suchergebnisse zu verändern, nachdem das jahrelang nicht passiert war, obwohl sich das Konsumentenverhalten sehr wohl geändert hat. Die Änderungen sind im Sinne der heutigen Zeit.
Wie sind die Rückmeldungen des Handels?
Spaete: Wir haben mit einigen Kunden bereits getestet und positive Rückmeldungen bekommen. Die wirkliche Vermarktung hat aber erst mit dem Start am 15. April begonnen.