Westeuropa bleibt auf Wachstumskurs

Oberhausen. Im Juli 2014 wurden in Westeuropa knapp über eine Millionen Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Kumuliert liegen die Neuzulassungen 5,4 Prozent über denen der ersten sieben Monate 2013. Dies ist der beste Juli-Wert seit 2010, allerdings ist das Niveau immer noch sehr niedrig. Die durchschnittlichen Juli-Neuzulassungen vor der Krise lagen 20 Prozent höher.

Von den fünf großen Märkten sticht wiederum Spanien mit einem Plus von fast elf Prozent hervor. Hier macht sich die Verschrottungsprämie weiterhin positiv bemerkbar. Es ist davon auszugehen, dass das zur Verfügung stehende Budget noch bis zum Jahresende reicht. In den ersten sieben Monaten wurden dadurch 16,6 Prozent mehr Pkws neu in den Markt gebracht als im Vorjahreszeitraum.

Deutschland entwickelte sich mit plus 6,8 Prozent überraschend gut, auch wenn dieses Wachstum ausschließlich aus sehr hohen gewerblichen Zulassungen resultierte.

Auch Italien befindet sich bezüglich der Nachfrage nach neuen Pkw auf dem Weg der Besserung, die negativen Wirtschaftszahlen des zweiten Quartals haben noch keine Spuren hinterlassen. Plus fünf Prozent im Juli und plus 3,6 Prozent in den ersten sieben Monaten ist das erwartete gute Ergebnis.

Anders dagegen in Frankreich: Entgegen dem westeuropäischen Trend gingen hier die Neuzulassungen um über vier Prozent zurück. Kumuliert ist man zwar noch mit fast zwei Prozent im Plus, aber das Verbrauchervertrauen hat sich in den letzten Monaten nicht so positiv entwickelt wie in anderen westeuropäischen Ländern.

In Großbritannien hat die Dynamik der ersten Monate etwas nachgelassen, aber der Vergleich zum Vorjahreszeitraum fällt mit plus zehn Prozent ausgesprochen positiv aus.

Für den Rest des Jahres wird mit keiner signifikanten Veränderung der Gesamtsituation gerechnet. Außerdem zeigen fast alle Verbrauchervertrauensindices nach oben. Lediglich Frankreich hat sich von der positiven Entwicklung abgekoppelt. Hier spielt neben der wirtschaftlichen Situation auch die Unzufriedenheit mit der politischen Führung des Landes eine große Rolle.

Allerdings haben sich die Risikofaktoren in den letzten Wochen vermehrt. Die politischen Unsicherheiten, speziell in der Ukraine und im Nahen Osten haben zugenommen und könnten bei entsprechender Eskalation Einfluss auf das Konsumverhalten der Verbraucher haben.

Dabei wird unter den fünf großen Automobilmärkten Frankreich mit plus 1,7 Prozent das geringste Wachstum aufweisen. Hier ist neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die angesprochene Unzufriedenheit ausschlaggebend.

Italien ist auf einem guten, erwarteten Weg aus der Absatzkrise. 3,6 Prozent mehr Neuzulassungen entsprechen den sich leicht positiv entwickelnden Rahmenbedingungen, während das Wachstum in Spanien mit 14,8 Prozent durch die verlängerte Verschrottungsprämie eindeutig überzeichnet ist.

Für Deutschland hätte man ein etwas größeres Plus als gut drei Prozent erwarten können. Allerdings ist das Angebot an Gebrauchtwagen hier im Moment besonders hoch, da die Nachfrage aus dem Ausland aufgrund der dortigen Schwierigkeiten immer noch nicht so stark ist wie vor der Krise. So ergibt sich ein erhöhtes Angebot das in Konkurrenz zu Neuwagen steht.

Auch wenn das Wachstum der Neuzulassungen in Westeuropa insgesamt durchaus positiv ist, darf man nicht darüber hinwegsehen, dass diese 2014 immer noch 17 Prozent niedriger ausfallen werden als der Durchschnitt der Neuzulassungen vor der Krise.

Auch die nächsten Jahre werden sicherlich von positiven Wachstumsraten geprägt sein, auch eine gute Nachricht für die deutschen Automobilbauer, immerhin gehen zirka 50 Prozent der deutschen Exporte ins westeuropäische Ausland.