Elektromotor, Plug-in-Hybrid, Brennstoffzelle: Mercedes rührt in jüngster Zeit kräftig die Werbetrommel für die Elektrifizierung der Antriebe. Doch die ab 2020 geforderten CO2-Flottenwerte in der EU müssen zunächst die klassischen Verbrennungsmotoren schultern. Dafür zieht der Stuttgarter Autobauer sämtliche Register seiner 130-jährigen Erfahrung und investiert rund drei Milliarden Euro.
Zur größten Baustelle zählt die Erneuerung der Sechszylinder-Diesel und -Benziner. Mercedes schwenkt zurück auf Reihenmotoren. Dies jedoch ist nicht der besseren Laufkultur gegenüber V-Motoren geschuldet. Die Vorteile heißen vielmehr: modularer Aufbau, Montage auf einer Fertigungsstraße, Skaleneffekte durch Gleichteile, große Flexibilität. Alle neuen Motoren haben einen Einzelhubraum von 500 Kubikzentimetern und können für eine große Modellbreite adaptiert werden. BMW und Volvo fahren ähnliche Strategien.
Was der Wettbewerb allerdings nicht zu bieten hat, ist der weltweit erste riemenlose Ottomotor. Den Mercedes-Ingenieuren gelang es, beim neuen Sechszylinder-Benziner M 256 antriebsseitig einen integrierten Starter-Generator (ISG) mit 48-Volt-Technik zu platzieren. Dieser ersetzt die bisherige Lichtmaschine und den konventionellen Anlasser. Weil zusätzlich Wasserpumpe und Klimakompressor bedarfsgerecht über die höhere Spannung angetrieben werden, entfällt das übliche Riemenband.
Ebenfalls an der 48-Volt-Leitung hängt ein elektrischer Verdichter. Resultat gegenüber dem Vorgänger M 276: mehr Leistung (über 400 PS), mehr Drehmoment (über 500 Newtonmeter), mehr Laufkultur und bis zu 15Prozent weniger Verbrauch. Ein gewaltiger Sprung.
Debütieren wird der Dreiliter-Reihenmotor in der S-Klasse. Deren Modellpflege steht für Sommer 2017 an. Ebenso wird der neue Sechszylinder-Diesel-Reihenmotor (OM 656) seine Arbeit zuerst in der S-Klasse aufnehmen. Mercedes verspricht bei Verbrauch, Emissionen und Kraftentfaltung Bestwerte im Segment. Der R6-Diesel soll in SUVs auch in den USA angeboten werden.