Was Audis neues Flaggschiff alles können wird

Angela Merkel fährt als Dienstwagen einen Audi A8. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen Autohersteller, sein Flaggschiff medienwirksam zu platzieren. Häufig ist die große Audi-Limousine in den Fernsehnachrichten zu sehen. Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 3593 Einheiten des A8 erstmals zugelassen. Damit schlägt der A8 den BMW Siebener und kommt sogar auf doppelt so viele Neuzulassungen wie VW Phaeton und Porsche Panamera. Nur die Mercedes S-Klasse erreicht einen größeren Kundenkreis und kommt auf 7312 Exemplare.

Noch wird die vierte Generation des A8 angeboten. Im Frühsommer 2017 will Audi die fünfte vorstellen, intern D5 genannt. Es ist das erste Modell, dessen Design vollständig in die Verantwortung von Marc Lichte fällt. Wie sich Audis Designchef die Toplimousine vorstellt, zeigte er bereits mit der Studie Prologue. Der nächste A8 soll seinem Vorgänger weniger ähneln, als es beim neuen Audi A4 der Fall ist – und oft kritisiert wird.

Lichte liebt, wie er selbst sagt, sportlichere Proportionen, starke Schultern und ein möglichst kleines Greenhouse. Gleichzeitig aber muss der neue A8 Status und Präsenz für China und die USA ausstrahlen – diese Rolle übernimmt vor allem die Langversion. China und die USA sind die wichtigsten Absatzmärkte.

Technisch baut der D5 zwar auf dem Modularen Längsbaukasten MLB evo auf, doch behält die Limousine ihre Ausnahmestellung aufgrund der traditionellen Aluminiumstruktur ASF (Audi Space Frame). Einen Hinweis, wie es im Interieur des A8 zugehen könnte, gab Audi im Januar auf der CES in LasVegas. Die Bedienung erfolgt überwiegend über Glasflächen mit sensorischer Rückmeldung. Die Preisliste des A8 wird mehr als 30Assistenzsysteme beinhalten, darunter ein Staupilot. Audi wagt sich hier auf das Level 3 des autonomen Fahrens. Der Fahrer kann auf Autobahnen bei Stop-and-go- und zäh fließendem Verkehr bis 65 km/h seine Hände vom Lenkrad nehmen und sich anderen Dingen widmen. Technisch wäre sogar mehr möglich, doch gehen die Ingolstädter die Technik lieber konservativ an, nicht zuletzt wegen des Tesla-Unfalls im autonomen Fahrmodus.

Zum Marktstart im nächsten Herbst heißt die Einstiegsversion erneut 3.0 TDI Quattro. Eher unwahrscheinlich, dass später eine Frontantriebsversion mit niedrigerem Verbrauch folgt. Audi hatte dies beim A8 schon einmal versucht – ohne Erfolg. In dieser Liga will der Kunde kein Verzichtauto. Spritsparen läuft heute über Plug-in-Hybrid. Hier plant Audi, den 252 PS starken 2.0 TFSI (intern EA 888 „Triple Eight“) mit einer circa 100 Kilowatt (136 PS) starken Elektromaschine zu kombinieren. Die elektrische Reichweite soll mindestens 50 Kilometer betragen. Das Aufladen kann auch induktiv erfolgen.

Zumindest für Europa dürfte der Vierliter-V8-Diesel (435 PS) aus dem SQ7 Einzug halten, inklusive 48-Volt-Teilbordnetz. Amerika favorisiert den gleich starken V8-Benziner. In China wird wegen der immens hohen Importsteuer für Fahrzeuge über vier Liter Hubraum der neu entwickelte 3.0 V6 Biturbo mit elektrischem Verdichter am interessantesten sein.

Weiterhin im Angebot bleibt der W12-Motor. Für 2018 stehen der fast schon traditionelle S8 und S8 plus auf dem Programm. Darüber soll es erstmals einen RS8 -geben, bei dem man von 700 PS spricht. Sicher nicht der zukünftige Dienstwagen von Frau Merkel – falls sie denn Kanzlerin bleibt.