Es gibt Meldungen in den Medien, die klingen so unwahrscheinlich, dass man denkt, schon deshalb könnten sie wahr sein. So etwas kann sich schließlich niemand ausdenken. Die angeblichen Gespräche zwischen Fiat-Chrysler (FCA) und Volkswagen über einen Kauf des italienisch-amerikanischen Autobauers ist so eine. Auf den ersten Blick absurd – schließlich war VW-Patriarch Ferdinand Piëch stets nur an Alfa Romeo und Ferrari interessiert –, hat die Sache auf den zweiten Blick den Charme, dass VW dadurch die Schwäche in Nordamerika auf einen Schlag überwinden könnte. Dort hat FCA vor allem dank Jeep und Dodge einen Marktanteil von 13 Prozent, VW nur 3,5 Prozent. Andererseits hat Piëch während der bleiernen Jahre der Daimler-Chrysler-Fusion ein ums andere Mal erklärt, warum eine solche transatlantische Ehe nicht funktionieren könne – zu unterschiedlich seien die Mentalitäten. „Sie spüren bei Audi noch immer die Konkurrenz zwischen Ingolstadt und Neckarsulm“, sagte mir Piëch einmal zu dem Thema. Und das über 30 Jahre nach der Fusion von Audi und NSU.
Es spricht tatsächlich nicht viel dafür, dass die FCA-Übernahme ernsthaft verfolgt wird. Allerdings schwirrt schon seit Wochen das Gerücht durch die Branche, Teile des Agnelli-Clans, denen 30 Prozent an FCA gehört, wollten sich aus dem Autogeschäft zurückziehen. Sie hätten sich mit der Idee bei VW gemeldet, ihre Aktien zu verkaufen. Dementiert wird von Fiat und VW nur, dass es Fusionsgespräche gibt. Dass den Agnellis trotz der zurzeit guten Lage von FCA unwohl ist, kann man verstehen. Das ganze Konstrukt von Fiat-Chrysler beruht auf der momentan guten Lage des US-Markts, wo die Nachfrage nach Dodge-Pick-ups und Jeep-Geländewagen ungebrochen ist. In anderen Teilen der Welt, in China und Europa, hat der Konzern nach wie vor Probleme. Sollte der Wind in Nordamerika drehen, gerät die ganze Konstruktion schnell in Seenot. In solchen Zeiten wäre VW ein sicherer Hafen. Das wissen die Agnellis, das weiß man aber auch in Wolfsburg – und natürlich in Salzburg.