München. Die Einführung von RDKS wurde von kritischen Stimmen begleitet. Denn das System macht Reifen teurer. Die Branche hatte Bedenken, dass sich deshalb mancher Autofahrer die Umrüstung sparen würde. Doch die Sorgen waren unbegründet, wie die vergangenen Wochen gezeigt haben: „Es gab so gut wie keine Fälle, in denen deswegen nicht umgerüstet wurde“, sagt Drechsler. Auch die Befürchtung, dass Kunden die Zusatzkosten mit billigeren Reifen ausgleichen würden, war unnötig. „Wir stellen das nicht generell fest“, sagt Jochen Clahsen, Leiter von Premio, einer Reifenund Servicekette der Goodyear Dunlop Handelssysteme (GDHS). Auch bei Euromaster hat man keine verstärkte Nachfrage nach günstigen Reifen bemerkt – eher nach günstigeren Sensoren. Und deren Preise sinken bereits, was dem Handel entgegenkommt. BRV-Geschäftsführer Drechsler geht davon aus, dass die Sensorenpreise weiter fallen werden. Selbst der erhöhte Zeitaufwand für RDKS-Reifen – laut BRV 20 bis 25 Minuten – hat nicht zu größeren Staus an den Hebebühnen geführt. Das lag neben der noch geringen Verbreitung allerdings auch daran, dass die Wintersaison schleppend verläuft und sich die Umrüstung wetterbedingt nicht in einem kurzen Zeitraum drängt. Interessant wird sein, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickelt. Wenn mehr Autos RDKS haben, wird der zusätzliche Zeitaufwand relevanter. Zudem erreichen diese Fahrzeuge dann den Gebrauchtmarkt und damit auch Autofahrer, die etwas genauer aufs Geld schauen und auch beim Reifenkauf entsprechend knapper kalkulieren. Auf der anderen Seite können auch positive Effekte eintreten. Bei Euromaster erwartet man sogar eine „deutliche Entspannung“. So werde die Routine zunehmen und die Sensorenpreise sich auf einem „akzeptablen Niveau“ einpendeln. Und auch Clahsen ist optimistisch, was die technische Seite angeht. Auf der finanziellen mahnt er aber, nicht auf die Berechnung des Mehraufwands zu verzichten: „Disziplin und Mut zum höheren Preis werden bestimmen, ob der Handel RDKS als Chance nutzt oder verstreichen lässt.“
Reifendruckkontrolle
Von der Pflicht zur Kür
Mit der aktuellen Wintersaison hat sich ein neues Kürzel fest im Reifenhandel etabliert: RDKS, das Reifendruckkontrollsystem. Zwar besteht erst seit dem 1. November 2014 die Pflicht, alle Neuwagen mit der Reifendruckkontrolle auszurüsten. Doch bereits in diesem Winter hatte jeder zehnte Reifen, den der Fachhandel verkauft hat, laut Branchenverband BRV das neue System an Bord. In der nächsten Saison sollen es schon 20 Prozent sein. „Im Großen und Ganzen hat es funktioniert. Und in der nächsten Saison sind wir dann schon fitter“, zieht BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler Bilanz. Leichte Anlaufschwierigkeiten gab es allerdings. Drechsler berichtet von Lieferproblemen bei Sensoren und fehlenden Daten bei einigen Fahrzeugmodellen.