Ob ein Auto verkehrstauglich ist oder nicht, darüber entscheiden die Prüfsiegel von Organisationen wie Dekra, TÜV oder GTÜ. Wie aber werden künftig selbstfahrende Autos getestet? Derzeit klafft hier eine Lücke, denn wie genau die Homologation für selbstfahrende Autos ablaufen soll ist unklar.
Houssem Abdellatif, beim TÜV Süd weltweit fürs autonome Fahren verantwortlich, entwickelt mit seinem Team solche Prüfprozesse für Fahrfunktionen selbstfahrender Autos. Rund 100 Millionen Situationen pro Fahrfunktion gibt es laut den TÜV-Süd-Experten. Das zeigt, wie komplex automatisiertes Fahren ist.
Um einzelne Funktionen für automatisierte Autos ab Level 3 prüfen zu können, hat Abdellatif in den vergangenen Monaten mit seinem 30-köpfigen Team Simulatoren für Testfahrzeuge entwickelt. „Wir unterscheiden dabei nicht zwischen den Levels 3, 4 oder 5, sondern entwickeln gezielt Prüfprozesse für einzelne Funktionen, weil wir garantieren wollen, dass die Fahrzeuge sicher unterwegs sind“, sagt Abdellatif.
Das Team hat die ersten Methoden entwickelt, um die Funktionen des neuen Audi A8 testen zu können. Der A8 hat als eines von wenigen Fahrzeugen bereits all die Technik verbaut, um hochautomatisiert nach Level 3 fahren zu können. Der Fahrer kann auf der Autobahn bei zähem Verkehr bis zu 60 km/h den Staupiloten einschalten und sich anderen Dingen widmen.
Noch aber fehlt die europäische Freigabe für die Technik – wohl auch, weil es bislang kein Regelwerk gibt, wie Fahrzeuge nach Level 3 sicher für den Straßenverkehr zugelassen werden können. Abdellatifs Team gibt eine erste Empfehlung: „Wir haben unseren Vorschlag bei den zuständigen Behörden eingereicht. Jetzt prüfen KBA und Verkehrsministerium unsere Simulatoren – und geben sie hoffentlich frei.“