Genf. Praktisch, robust, unkompliziert, chic und clever, das sind die Adjektive, mit denen Citroën- Verantwortliche den C4 Cactus beschreiben. Das Auto ist geräumiger als viele andere Kompaktwagen, an der Karosserie gibt es schützende Kunststoffplanken mit eingelassenen Luftpolstern, der Wagen ist leicht, moderat motorisiert, sparsam und unaggressiv. Der C4 Cactus pfeift auf Vieles, was die meisten Autohersteller für unabdingbar halten. Das Auto ist eine kategorische Absage an das geltende Leistungs- und Hightech-Dogma der Branche. Kann das erfolgreich sein? Branchenkenner halten das auf radikale Ressourcenschonung ausgelegte Konzept für geradezu modisch und wie maßgeschneidert für jüngere Kunden. Auch wenn die das ebenso simple wie legendäre Vorbild 1CV nur vom Hörensagen kennen: Der C4 Cactus ist eine moderne Interpretation mit Touchscreen und Vernetzung.
Trio der Tabubrecher
Während Citroën mit einem insgesamt anderen Ansatz verblüfft, zeigt BMW – ebenfalls in Genf – erstmals in der seit 1929 bestehenden Automobilbautradition des Unternehmens ein Serienmodell mit Frontantrieb. Für die künftige Modellstrategie in der Einser- und Zweier-Baureihe sowie um weitere Synergien mit den Modellen der BMW-Marke Mini zu erzielen, musste BMW irgendwann das Dogma des Hinterradantriebs aufgeben. Nun geschieht das gleich als doppelter Tabubruch, denn der Zweier Active Tourer ist zugleich erster Van der Marke. Damit bedienen die Münchner eine Autogattung, von der sie sich bislang fern hielten. Renault wiederum stellt in Genf den neuen, erstmals fünftürigen Twingo vor – und zwar mit Heckantrieb, weil sich der Kleinwagen die technische Plattform mit dem kommenden Smart teilt. „Einige klassische Glaubenssätze der Industrie werden gerade gebrochen, weitere werden folgen“, sagt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst bei PwC Autofacts. Etwa: „Muss ein Auto immer einen Fahrer haben? Muss ich immer wissen, wo mein Auto gerade ist? Müssen Autofabriken markenspezifisch sein? Oder: Muss es im Auto Sitze geben?“