Hamburg. Acht Millionen Hybrid-Fahrzeuge, davon eine Million in Europa, kein anderer Autohersteller hat beim Thema elektrifizierter Antrieb mehr Erfahrung als Toyota. Nun "zünden" die Japaner die Brennstoffzelle und beweisen erneut Pioniergeist. Die Limousine Mirai, japanisch für "Zukunft", nutzt Wasserstoff als Energiequelle und kann bis zu 550 Kilometer emissionsfrei unterwegs sein. Auch klimaneutral, so lange der Wasserstoff regenerativ erzeugt wurde.
Toyota "zündet" die Brennstoffzelle
Zum Preis von 78.600 Euro sollen dieses Jahr noch 25 Mirai nach Deutschland kommen. Laut Toyota sind alle verkauft. Besser: alle verleast. Der Hersteller möchte im Besitz der Fahrzeuge bleiben, um mehr Handlungsfreiheit bei eventuellen Problemen zu haben. Zudem gibt es keine verlässlichen Prognosen zum Gebrauchtwagenmarkt. Der Kunde zahlt für einen Zeitraum von vier Jahren monatlich eine Leasingrate von 1219 Euro. Darin enthalten sind ein Full-Service, Winterreifen-Wechsel, Versicherung und eine Laufleistung von 20.000 Kilometer pro Jahr. "Wer den Mirai aber unbedingt kaufen möchte, kann selbstverständlich auch dieses tun", so ein Unternehmenssprecher.
Mit 4,89 Meter ist der Mirai so lang wie ein Audi A6, jedoch nur für vier Personen zugelassen. Ein Tribut an die Technik. Unter den Vordersitzen stecken die Brennstoffzellen-Stacks, bei einer Leistung von 154 PS mittlerweile auf die Größe eines Handgepäck-Koffers geschrumpft. Die beiden Tanks mit einem Fassungsvermögen von fünf Kilogramm komprimierten Wasserstoff (Druck: 700 bar) stecken unter der Rücksitzbank und über der Hinterachse. Sie ermöglicht eine Reichweite von rund 550 Kilometer. Damit mausert sich Toyotas Öko-Limousine zum gebrauchsfähigen Alltagsauto und zieht in dieser Disziplin gnadenlos am Batterie-Pendant vorbei. Der Mirai muss auch nicht für acht Stunden an die Steckdose sondern lässt sich in wenigen Minuten auftanken. Nicht wenige Experten sehen daher die Kombination aus Brennstoffzelle und E-Fahrzeug als den Königsweg der alternativen Antriebe, vorausgesetzt der Wasserstoff wird regenerativ (Wind, Solar) hergestellt. "Wir sind überzeugt, dass der Brennstoffzelle die Zukunft gehört", sagt Mirai Chef-Ingenieur Yoshikazu Tanaka, und hofft, dass möglichst bald möglichst viele Autohersteller den Wasserstoffweg gehen.
Fehlt eigentlich nur noch die großflächige Versorgung. Derzeit existieren 19 öffentliche Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland, viel zu wenig, um das Brennstoffzellenauto massentauglich zu machen. Zum Vergleich: Erdgas-Tankstellen gibt es rund 1000 Stück, bei Benzin/Diesel sind es über 14.000 Zapfsäulen. Aber Autohersteller und Regierung sind dabei, kräftig zu investieren. Gebaut werden die H-Säulen im Rahmen des Projekts Clean Energy Partnership (CEP). Das Ziel bis Ende 2016 lautet 50 Säulen, bis 2023 sollen 400 sein.
Die Produktionskapazität im heimischen Motomachi liegt für den Mirai derzeit bei 700 Stück pro Jahr. 2016 will Toyota 2000 Einheiten, 2017 dann 3000 Einheiten schaffen. Für 2020 sieht Yoshikazu Tanaka gar 30.000 Wasserstoff-Limousinen von den Bändern rollen. In Europa startet Toyota mit der Vermarktung in Deutschland, Dänemark und Großbritannien. Ob und wann andere Länder folgen, hängt von der Infrastruktur ab. Italien und Belgien beispielsweise verfügen lediglich über eine Wasserstoff-Tankstelle.