München. Während deutsche Autobauer stark auf Plug-in-Hybride setzen und mit deren Einsatz die Brüsseler CO2-Vorgaben für den Flottenverbrauch ab 2020 erfüllen wollen, sieht der weltgrößte Hersteller Toyota dem Thema sehr gelassen entgegen. "Wir werden keine Probleme haben, die EU-Werte auch ohne Plug-in-Elektrifizierung zu erreichen", sagt Karl Schlicht, Vizepräsident von Toyota in Europa.
Im vergangenen Jahr lag der CO2-Ausstoß von Toyota bezogen auf Europa bereits bei 114,9 Gramm pro Kilometer, bezogen auf die Hybridmodelle in Deutschland sogar bei nur 87,4 Gramm. Selbst beim Kleinwagen Yaris erreicht die Hybrid-Rate 33 Prozent. Knapp die Hälft e aller Auris-Kunden wählt ein Modell mit der Aufschrift "Hybrid". Jüngst erweiterte Toyota seine Hybrid-Angebotspalette mit dem SUV RA V4. Deutschland-Chef Tom Fux geht davon aus, dass er langfristig zu mehr als 60 Prozent als Hybrid bestellt wird. Dies geht meist zulasten des Diesels. "Die Kunden sind noch offener für Hybrid geworden", so Fux. Über alle Baureihen hinweg hat Toyota europaweit einen Dieselanteil von nur noch 25,4 Prozent.
Toyota ist der Hersteller mit der längsten Erfahrung bei Hybriden und batterieelektrischen Fahrzeugen. "Hybrid ist für uns nicht die Kirsche auf der Torte, Hybrid ist die Torte", sagt Fux. Bislang wurden weltweit in knapp 20 Jahren fast neun Millionen Hybridautos verkauft, davon 3,6 Millionen Prius. 31 Modelle sind global im Angebot, 14 in Europa. 60 Prozent aller derzeit produzierten Hybridautos tragen das Emblem von Toyota. Bei den Hybridverkäufen ist Toyota in allen Ländern Europas Marktführer.
Man hätte also keine Probleme, Hybride als Plug-in-Version relativ schnell auf den Markt zu bringen. Doch Toyota beschränkt sich auch weiterhin auf das Prius-Derivat, das noch bis 2017 in alter Form weiterläuft. Dann wird es zwar einen Nachfolger geben, mehr aber auch nicht.
Die Kunden sind nicht bereit, für eine elektrische Reichweite von höchstens 25 Kilometern gegenüber dem normalen Prius mehrere Tausend Euro Aufpreis zu zahlen, um in der Praxis nur unwesentlich weniger zu verbrauchen. Hinzu kommt die recht unkomfortable und gegenüber einem Elektroauto noch häufigere Handhabung des Ladekabels. Um ein Plug-in-Modell gemäß seiner Bestimmung möglichst sparsam zu bewegen, ist eine ständig voll geladene Batterie nötig. "Wer dies ignoriert, braucht solch ein Fahrzeug nicht zu kaufen", sagt Toyota-Technikexperte Dirk Breuer. Ein striktes Nein ist von Toyota zum Thema 48-VoltRiemengenerator zu hören, auf den derzeit besonders die deutschen Autobauer setzen. Die neue Form des Mild-Hybrids soll helfen, den CO2-Ausstoß kostengünstig zu reduzieren. "Wir bleiben bei unserem 200-VoltVollhybrid-System", sagt Hiroyuki Yamada, Chefingenieur des Prius.
Anfang 2017 wird Toyota mit dem Crossover C-HR in Europa ein weiteres Hybridmodell einführen. 2018 folgen der Prius Plus als Siebensitzer und die nächste Generation des RA V4. Ebenso auf dem Plan steht der Yaris Hybrid.