Sergio Marchionne istkein Fan der Elektromobilität. Inzwischen kommt aber auch der Fiat-Chrysler-Chef nicht mehr ganz um das Thema herum. Man wolle sich stärker mit der Elektromobilität beschäftigen, kündigte er an. Seit Mitte 2016 ist der Chrysler Pacifica als Hybrid auf dem Markt.
Mit der Studie „Portal“ hat Fiat Chrysler Automobiles (FCA) auf der CES in Las Vegas ein emissionsfreies, hoch vernetztes Fahrzeug gezeigt. Doch mit einer konkreten Elektro-Strategie sieht es noch mau aus.
Mal verkündet Marchionne, dass es ab dem Jahr 2018 oder 2019 einen elektrifizierten Maserati – wahrscheinlich der Alfieri – und ein kleineres Stadtauto der Marke geben soll, mal taucht ein Gerücht über einen Hybrid-Ferrari auf. Wann und ob die Fahrzeuge wirklich als Elektroauto kommen sollen? Bei FCA schweigt man sich aus.„Das Thema E-Mobilität ist bei uns im Hause zwar technisch umgesetzt (siehe aktuell: Chrysler Pacifica, Studie Chrysler Portal), aber von der kommerziellen Seite (noch) nicht priorisiert“, heißt es von FCA lediglich auf Anfrage. Dies ergebe sich aus einer nüchternen Betrachtung der Marktgegebenheiten. Mehr Informationen zur Elektro-Strategie sind derzeit nicht zu bekommen. Immerhin: Bis 2020 sollen laut Marchionne die meisten Fahrzeuge zumindest teilweise elektrifiziert sein.
Zwar hat Fiat bereits seit 2012 den elektrischen 500e im Portfolio. Bislang wird er aber nur in Kalifornien und Oregon verkauft, um mit der Flotte die strengen CO2-Vorgaben einhalten zu können. Marchionne bat Kunden vor einigen Jahren scherzhaft sogar darum, den Stromer nicht zu kaufen, da FCA mit jedem Auto 10.000 Euro Verlust einfahre. Wie viele Kunden diesen Wunsch ignoriert haben und dennoch einen Fiat 500e kauften, gibt FCA nicht an.
Angesichts der Aufmerksamkeit, welche die anderen europäischen Autobauer und die Politik dem Thema inzwischen widmen, droht der italo-amerikanische Konzern klar ins Hintertreffen zu geraten. Und bei einer Zukunftstechnologie den Anschluss zu verlieren, kann existenzbedrohend werden. „FCA fehlen die finanziellen Mittel, um Elektromobilität im eigenen Haus voranzubringen“, sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management.
Marchionne werde versuchen, das Thema auf die Agenda zu setzen, wenn es gesellschaftlich eine größere Bedeutung habe. Eine gefährliche Strategie, die für den Konzern vor allem in Europa, wo die Gesetzgebung immer schärfer wird, zu noch mehr Problemen führen könnte. Bratzel glaubt denn auch nicht daran, dass sie aufgeht.