"Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her." Dieser Spruch hing bei meiner Urgroßmutter in der Küche. Er würde auch in Elon Musks Büro passen. Denn immer, wenn es beim Tech-Unternehmen aus Palo Alto nicht gut läuft, kümmert sich der Tesla-Chef persönlich um das Lichtlein. Das hat Methode, wie jüngst beim Raketenstart mit einem roten Tesla Roadster an Bord. Und es hat wieder funktioniert– technisch wie medial. Für einen Augenblick ließ Musk die Welt vergessen, dass er beim Zusammenschrauben seines Volumenmodels gravierende Probleme hat. Gleichzeitig war auch die Botschaft für die Analystenkonferenz amnächsten Tag gesetzt: Wer Raketen ins All schießen kann, der kann auch 5000 Autos in der Woche bauen. Weil Tesla ob des Rekordverlusts im letzten Quartal nun noch mehr Geld benötigt, schickte der Visionär gleich noch ein Statement hinterher: "Ich bin optimistisch, dass wir profitabel werden." Denn selbst der leiseste Zweifel bei den Investoren wäre pures Gift bei Teslas extravaganter Burn Rate von rund 10.000 Dollar pro Minute.
Dass Musks Hoffnung dabei auf einem zugekauften deutschen Mittelständler, dem Maschinenbauer Grohmann Engineering ruht, wirft allerdings die Frage auf, ob es vor Tesla nicht eher Opel schafft, in die schwarzen Zahlen zu kommen. "Wie man Autos baut, werden die am Model 3 beteiligten Zulieferer Tesla schon noch beibringen", meinte dazu kürzlich der Chef eines deutschen Lieferanten. Sein Wunsch beruhte wohl eher auf seinen bis heute gelieferten Kleinstmengen als auf der festen Überzeugung, dass man die Produktion in Fremont wirklich in den Griff bekommt. Denn selbst der beschriebene Geschäftszweck auf der Homepage des Elektroautobauers liest sich kaum hoffnungsvoller: "Tesla entwickelt und baut die elektrische Limousine Model S und das elektrische SUV Model X, und nimmt Reservierungen für das Model 3 entgegen". Wir werden wohl nicht lange aufs nächste Lichtlein warten müssen. Wie Elon Musk dann die Raketennummer toppen will, steht in den Sternen – wie so vieles bei Tesla.
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Aus dem Datencenter:
Entwicklung der Schätzung der Produktionszahlen für das Tesla Model 3 im Laufe des Jahres 2017