2017 war kein gutes Jahr für den Zulieferer Grammer. Die Auftragslage liegt deutlich hinter den Erwartungen zurück, der Sitzehersteller musste das Ziel für seine operative Marge kassieren. Besonders ärgerlich: Die Probleme sind nicht hausgemacht.
Kurz vor Weihnachten 2016 hatte die Konzernführung um Grammer-Chef Hartmut Müller ein Antrag auf eine außerordentliche Hauptversammlung erreicht – eingereicht vom Aktionär Cascade, hinter dem die Investorenfamilie Hastor steckt. Der Vorwurf: Die Rendite von Grammer sei zu gering. Cascade stockte seine Anteile immer weiter auf, doch worum es den Hastors konkret ging, darüber kamen Gespräche trotz Vermittlungsversuchen durch Grammer-Kunden sowie durch die bayerische Politik nicht zustande. Der Streit schaukelte sich bis zur Hauptversammlung Ende Mai immer weiter auf.
Auf der Aktionärsversammlung beantragte Cascade die Absetzung von Grammer-Chef Müller und den Austausch von fünf Aufsichtsratsmitgliedern. Mit den Forderungen scheiterte Cascade, sowohl Müller als auch die Aufsichtsräte wurden in ihren Ämtern bestätigt. Doch zur Normalität hat Grammer noch immer nicht zurückgefunden.
Wichtige Aufträge blieben vor allem Anfang des Jahres, aber auch im dritten Quartal noch aus. Eine Auftragslücke in Höhe von 500 Millionen Euro ist entstanden. Denn die Autohersteller schreckte die drohende Machtübernahme durch die Hastors, die seit einem heftigen Streit mit VW in der Branche verrufen sind.
Inzwischen hält Ningbo Jifeng als strategischer Grammer-Partner mehr als 25 Prozent der Anteile. Grammer hofft, dass diese Sperrminorität nun auch den letzten Kunden wieder Vertrauen in Grammer fassen lässt. 2018 will Müller wieder zurück zur Normalität.
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