275 Stundenkilometer – sticht! In meinem Autoquartett war der Lamborghini Miura bei der Höchstgeschwindigkeit nicht zu schlagen. Nicht von Mercedes, Porsche oder BMW – von Audi ganz zu schweigen. Was hatten die schon? Vier Zylinder und 100 PS. So war das, 1971. Heute buhlen die Premiumhersteller nicht nur mit Pferdestärken und Höchstgeschwindigkeit um die Gunst des jungen Publikums. Heute zählen auch andere Werte: Ein Autohersteller, der nicht ein Höchstmaß an Vernetzung und Connectivity bietet, fliegt so schnell von der Shoppinglist, wie der VW 1600 TL im Autoquartett 1971 ausgestochen wurde. Die Herausforderung ist alles andere als trivial.
Von mechanischen Komponenten im Auto erwartet die Generation iPhone die gleiche Perfektion wie die Kunden in vergangenen Tagen. Möglicherweise sogar mehr. Dass ein Auto ein Höchstmaß an Treibstoffeffizienz mitbringt, ist für Kunden heute so selbstverständlich wie ABS, ESP und vier Airbags. Übrigens: Die Generation iPhone, das sind nicht mehr nur die 15- bis 25-Jährigen. Von den Vorteilen des mobilen Internets ist auch die Generation überzeugt, deren Kinder schon aus dem Haus sind. Ihr Mobilitätsbudget ist bekanntlich nicht das kleinste. Für die Autohersteller ist diese Herausforderung ohne Beispiel: Sie müssen nicht nur ganz verschiedene Antriebskonzepte vom Downsizing-Benziner bis zum Elektroauto mit Brennstoffzelle parallel entwickeln, sondern auch die Vernetzung des Autos mit dem Internet vorantreiben. Ein Autohersteller, der diese Anstrengungen nicht global in Verkaufserfolge umsetzen kann, von Europa über die USA bis nach China, der seine Entwicklungen nicht über ein breit gefächertes Modellprogramm mit einem Produktionsvolumen von vielen Millionen Fahrzeugen ausrollen und amortisieren kann, dürfte es künftig schwer haben, mit der Entwicklung Schritt zu halten.
Am einfachsten umgeht man diese Herausforderung, wenn man wie Tesla schlicht einen Tablet-Computer ans Armaturenbrett nagelt oder ein Display für die Funktionen des Smartphones in der Mittelkonsole bereitstellt, wie Mercedes. Ein Hersteller von Billigautos kann sich so vielleicht aus der Affäre stehlen. Von einer Technologie-Marke, und das wollen die meisten Autohersteller doch sein, darf man aber mehr erwarten.