Na also, dürfte man jetzt in Wolfsburg denken, Hyundai macht also auch nicht alles richtig. Seit VW-Chef Martin Winterkorn sich wiederholt lobend über die Qualität der Produkte aus Korea geäußert hatte, zuletzt in einem YouTube-Video ("Da scheppert nix“), musste man schon den Eindruck gewinnen, Hyundai gelänge alles. Auf dem deutschen Markt hat der asiatische Überflieger nun einen strategischen Fehler gemacht: Hyundai übernimmt den Importeur, der derzeit mehrheitlich der Schweizer Emil-Frey-Gruppe gehört. Geschäftsführer Werner Frey wird zum Jahresende Hyundai verlassen. Ob der Rest des Managements bleibt, ist unklar. Nun kann man es einem Autohersteller nicht verdenken, wenn er die wichtigsten Exportmärkte direkt kontrollieren will. Und Deutschland mit seinen zuletzt 74.000 Verkäufen zählt für Hyundai offensichtlich dazu.
Doch die Erfahrungen vieler anderer asiatischer Marken in Europa hätten den Koreanern eine Lehre sein sollen: Toyota, Nissan, Honda, Suzuki oder Mitsubishi haben sich immer dann schwer getan, wenn sie den Import in die eigenen Hände genommen haben. Die Ansprüche der Kunden, die Pflege des Händlernetzes, die Anforderungen des Marktes sind dann doch anders als in anderen Regionen der Welt. Hyundai baut zwar inzwischen Autos, die technisch mit vielen Marken im Volumensegment konkurrieren können, zum Beispiel mit Opel, Peugeot, Renault oder Fiat. Doch gute Technik und Qualität allein reichen nicht. Siehe Ford: Die Kölner sind technologisch mit ihren Downsizing- Motoren, Doppelkupplungsgetrieben und Mehrlenker-Hinterachsen auf Augenhöhe mit Volkswagen unterwegs.
Dennoch verkauft selbst die Marke Opel, die technisch in den meisten Belangen eine Fahrzeuggeneration hinterherfährt, in Deutschland mehr Autos. Ford hat ein Vermarktungsproblem. Mit Kia hat Hyundai das beste Beispiel im eigenen Konzern: Beide Marken bauen identische Technologie ein. Kia bietet dabei dank Ex-Audi-Designer Peter Schreyer das europäischere Design und zwei Jahre mehr Garantie. Trotzdem verkauft Hyundai in Deutschland fast doppelt so viele Autos. Man kann den 550 Hyundai-Händlern nur wünschen, dass die gute Zusammenarbeit mit der Zentrale in Neckarsulm weitergeht. Die Erfahrungen der Kia-Händler lassen aber etwas anderes befürchten.