Maranello/Gaydon. Das jüngste Beispiel ist der Ferrari F12 TRS: In Anlehnung an den 250 Testa Rossa von 1957 wurde aus dem V12-Coupé in wochenlanger Handarbeit ein Roadster mit Jetverglasung, teilweise transparenter Motorhaube und freiem Blick zum Himmel. Eine offizielle Preisauskunft gibt es nicht, aber die Schätzungen liegen bei mehreren Millionen Euro. Das passt zur Strategie von Firmenchef Luca di Montezemolo, der die Stückzahlen mit Rücksicht auf die Exklusivität der Marke auf 7000 Autos pro Jahr eingefroren hat und Wachstum vor allem durch Mehrwert in jedem einzelnen Fahrzeug erzielen will. Daher sei bereits heute fast jedes Fahrzeug personalisiert, wenn es die Scuderia verlasse. Mit ähnlicher Absicht hat auch McLaren ein Team etabliert, das Sonderwünsche erfüllt. „McLaren Special Operations“ (MSO) kommt laut Designchef Frank Stephenson beim Spitzenmodell McLaren P1 auf eine 100-Prozent- Quote. Dabei seien viele Kunden vergleichsweise bescheiden und verlangten nur nach speziellen Farben. Doch prüfe MSO im Kundenauftrag gerade auch, ob sich der Fahrersitz wie beim legendären F1 in die Mitte rücken lässt. Und für einen Kunden hat Stephenson einen 12C in ein Batmobil im Art-déco-Stil umgebaut und dabei kaum ein Karosserieteil aus der Serie übernommen: „Das hat den Preis natürlich vervielfacht.“ Das ruft Hersteller mit deutlich größerer Produktion auf den Plan. Jaguar und Land Rover haben gerade ebenfalls eine Einheit „Special Operations“ gegründet. 150 Spezialisten setzen in einem neuen Technologiecenter Sonderwünsche der Kunden beider Marken um, entwickeln Sportmodelle und legen Kleinserien auf. „Dieses Team beweist, dass die Wünsche unserer Kunden im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Mit seiner Hilfe werden wir attraktive neue Produkte auf den Markt bringen können, die die Reputation unserer Marken nochmals steigern“, begründet Firmenchef Ralf Speth seine Investition, die sich bereits auszahlt: Der radikale Roadster Jaguar Project 7, der als Erstlingswerk der Abteilung gilt, war kaum enthüllt, da waren schon 70 von 250 Exemplaren verkauft.
Coachbuilding
Nicht von der Stange
Die Luxusmarken entdecken den Bau von Kleinserien und Individualmodellen als probates Mittel zur Renditesteigerung. Bei speziellen Farb- und Materialwünschen sind selbst Großserienhersteller zwar schon vergleichsweise zugänglich. Funktionale Änderungen sind in der Regel aber tabu. Das scheint sich bei den besonders kleinen und feinen Herstellern gerade zu ändern: Sie bauen für zahlungskräftige Kunden auch exklusive Einzelstücke und beleben so die Tradition des Coachbuildings wieder.