München. Die Entwicklung elektrisch betriebener Automobile zwingt auch die Reifenhersteller zu einer rundum neuen Konzeption ihrer Produkte. Dabei zeichnen sich schon jetzt zwei wichtige Trends ab. "Zum einen wird man bei vielen E-Autos möglichst ganz auf das Reserverad verzichten, um Platz für die Batterien zu schaffen“, sagt Marc Junio, General Director des Innovation Center von Goodyear im luxemburgischen Colmar-Berg. Dies setze den Einsatz von Pneus mit verbesserten Notlaufeigenschaften voraus. Zum anderen erfordere die Auslegung von Elektroautos einen neuen Reifen-Look. "Die benötigte Reduzierung von Roll- und Luftwiderstand wird zu schmaleren Reifen mit größerem Umfang führen“, ist Junio überzeugt. "Das schreiben uns schon die Gesetze der Physik mehr oder weniger vor.“
Neuer Reifen-Look durch Elektroautos
Auch der Continental-Manager Nikolai Setzer geht davon aus, dass zur Reduzierung des Luftwiderstands künftig schmalere Formate für größere Räder entwickelt werden. Er erwartet gar, "dass es neue Reifendimensionen geben wird“, für die aber häufig noch keine Normierung existiert. Die Seitenwandgestaltung der Reifen müsse dahingehend optimiert werden, die energieverbrauchende Einfederung zu minimieren, so der im Vorstand des Zulieferers für Pkw-Reifen zuständige Wirtschaftsingenieur. Setzer: "Technologisch ist das insgesamt kein Neuland. Aber die Pneus werden gewöhnungsbedürftig aussehen.“
Zur Preisgestaltung von neuen Reifen für Elektromobile halten sich potenzielle Zulieferer noch bedeckt. Sollte es für die Anschaffung strombetriebener Autos aber Zuschüsse vom Staat geben, lassen die Lieferanten durchblicken, dann seien ja auch Finanzspritzen für ihre "grünen“ Reifen denkbar. Erste Anregungen liefert bereits das Nutzfahrzeuggeschäft. Im Rahmen des "De-minimis“-Förderprogramms des Bundesamts für Güterverkehr, freut man sich etwa bei Michelin, erhalten Transportunternehmer, die ihre Fahrzeuge auf rollwiderstandsoptimierte Reifen umrüsten, "bis zu 33.000 Euro staatliche Prämie“.