Hamburg. Einen so radikalen Schwenk in der Gestaltung von Werbekampagnen hatte es in der deutschen Autoindustrie noch nicht allzu oft gegeben. Doch auch ein derart vielschichtiges Desaster wie den im September 2015 aufgeflogenen Abgasskandal von VW hatte die Branche lange nicht erlebt. Wenn überhaupt je zuvor. Da lag es auf der Hand, dass die Hauptmarke Volkswagen im Februar dieses Jahres eine buchstäblich rundum neu konzipierte 360-Grad-Kampagne startete.
„Wir haben in den letzten Monaten Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren“, räumte Jürgen Stackmann damals ein. Der im Markenvorstand von VW Pkw für Vertrieb, Marketing und Aftersales zuständige Topmanager kündigte an: „Nun werden wir alles daran setzen, diese wieder zurückzugewinnen.“
Bei diesem Herkulesakt, dem zwar schon erste Erfolge beschieden waren, den VW aber noch längst nicht abschließen kann, isteine Maxime von tragender Bedeutung: „Den Menschen und den Kunden wieder deutlicher in den Mittelpunkt zu stellen“, wie es bei Stackmanns Strategen damals hieß. Mit Betonung auf dem unscheinbaren Wort „wieder“.
Denn ob chromblitzende Kühlermasken, große Leichtmetallfelgen in ausladenden Radhäusern oder flauschige Ledersitze mit eleganter Doppelnaht – unter der Ägide des technikaffinen Ex-Vorstandschefs Martin Winterkorn hatte VW in der Werbung gern die vergleichsweise „kalten“ Vorzüge seiner Produkte betont. Jetzt aber, bei der Aufarbeitung von „Dieselgate“, gilt es, „warme“ Faktoren hervorzuheben. Emotionen zu erzeugen. Ruhe zu vermitteln. Und auf dieser Basis um neues Vertrauen zu werben.