Paris. Anders als bei bisherigen Hybrid-Konzepten wollen Bosch, Peugeot und Citroën die beim Bremsen verpuffende Energie nicht im Akku speichern und mit einem Elektromotor zum Fahren nutzen. Sondern sie komprimieren damit über eine Pumpe und ein Hydrauliköl Stickstoff in einem Drucktank. Dieser Druck lässt sich in einem umgekehrten Kreislauf wieder freisetzen und zum Antrieb eines Hydraulikmotors nutzen. Mit 20 Litern Stickstoff und einem Druckanstieg von 200 auf 350 Bar speichert das System zwar nur Energie für wenige Hundert Meter bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h, räumt PSA-Projektleiter Karim Mokaddem ein. Doch dafür seien die Zyklen bei HybridAir um ein Vielfaches kürzer und der Speicher nach zehn Sekunden Rekuperation wieder voll. Das Ergebnis sei vor allem im Stadtverkehr frappierend: Dort haben die Franzosen bei ihren Tests bis zu 80 Prozent der Fahrzeit ohne Verbrenner absolviert und den CO2-Ausstoß so um 45 Prozent reduziert. „Damit wird das Zwei- Liter-Auto machbar“, so der Projektleiter. Während der Normverbrauch auf 2,9 Liter sinkt, steigt sogar der Fahrspaß, wenn wie jetzt im Prototyp auf Basis des Peugeot 2008 mit einem 82 PS starken Dreizylinder-Benziner kurzfristig bis zu 40 PS zusätzlich aktiviert werden. Neben geringeren Kosten und hohem Wirkungsgrad im Stadtverkehr nennt Mecker weitere Vorteile der Druckluft-Technologie: Durch den Einsatz konventioneller Materialien mache man sich unabhängig von Rohstoffen wie den Seltenen Erden. Das System verliere anders als ein Akku über die Zeit keine Kapazität. Man benötige für Reparaturen keine Werkstätten mit Hochvolt-Ausbildung und am Ende der Nutzungsdauer kein Recycling-Konzept für Lithium-Ionen-Zellen.
HybridAir-Start in 2017
Luftikus sucht Partner
Der PSA-Konzern und Bosch suchen Partner für die Einführung der HybridAir-Technologie. Vier Jahre nach dem Start der Entwicklungen sei der Antrieb mit einer Druckspeicher-Unterstützung technisch reif für die Serie und könnte 2017 auf den Markt kommen, sagte Bosch-Projektleiter Christian Mecker: „Was uns jetzt noch fehlt, ist der Business Case.“ Zwar soll HybridAir den Preis eines elektrischen Hybriden auf lange Sicht deutlich unterbieten und so auch für Kleinwagen attraktiv werden. „Doch für den Start brauchen wir Mitstreiter, die der Technik die nötige Glaubwürdigkeit geben und uns helfen, die Kosten zu senken.“