München. Mit den Abgasnormen Euro 6 und Euro 7 werden die Kosten für die Emissionsreduzierung erneut deutlich steigen. Der Anteil der Abgastechnik am Gesamtwert des Antriebsstrangs dürfte deshalb auf 20 Prozent anwachsen, erwartet Frederic Lüder, der bei Faurecia im Abgasbereich die Produktentwicklung leitet. Mit Euro 7 rückt sogar die Marke von 30 Prozent näher. Die Norm Euro 6 gilt ab dem 1. September 2014 bei der Typprüfung neuer Fahrzeuge und ein Jahr später auch für Erstzulassungen. Für Euro 7 ist im Gespräch, die Anforderungen bis 2014 festzulegen und sie 2020 in Kraft treten zu lassen. Bei den Ottomotoren sind von Euro 6 nur die sparsamen Direkteinspritzer von einer Verschärfung betroffen, die wie die Selbstzünder ein Partikelproblem haben.
Zwar bleibt der Grenzwert für die ausgestoßene Partikelmasse weiter bei 4,5 Milligramm pro Kilometer. Euro 6 begrenzt aber auch die Zahl der ausgestoßenen Partikel auf jenen Wert, der für Diesel schon seit Euro 5 gilt: 6 x 1011 Partikel pro Kilometer. Während einer dreijährigen Übergangsfrist dürfen Otto-Direkteinspritzer noch zehnmal so viele Teilchen ausstoßen. In dieser ersten Stufe „sollten die Partikelgrenzwerte noch innermotorisch darstellbar sein“, erklärt Michael Fischer, Leiter der Technischen Entwicklung bei Boysen. Ob das auch für den drei Jahre später greifenden Grenzwert gilt, sei vor allem beim Kaltstart noch offen, so Fischer.Bei Faurecia ist man zuversichtlicher. Laut Lüder können Ottomotoren in den meisten Fällen allein mit innermotorischen Maßnahmen die Verschärfungen durch Euro 6 und 7 einhalten. Mathias Keck, Entwicklungschef bei Eberspächer, sieht hier zwar die Autohersteller in der Pflicht, herauszuarbeiten, ob innermotorische Maßnahmen ausreichen. Aber der Abgasspezialist hat in einem Vorentwicklungsprojekt bereits einen Gasoline- Particulate-Filter untersucht. Ergebnis: prinzipiell machbar. Auch Boysen hat vorgesorgt. Jürgen Schmidt, der dort zusammen mit Fischer die Technische Entwicklung leitet: „Der Otto- Partikelfilter liegt bei uns sozusagen in der Schublade.“ Beim Diesel fällt die Verschärfung durch Euro 6 viel stärker aus.Der Stickoxidausstoß darf nur noch 80 statt 180 Milligramm pro Kilometer betragen, der Gesamtausstoß von Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen sinkt von 230 auf 170 Milligramm pro Kilometer. Die benötigte Technik ist schon in Serie. Denn der geltende US-Standard Tier II Bin 5 stellt praktisch die gleichen Anforderungen. In der Mercedes A-Klasse ist es gelungen, den Diesel mit nur einer Niederdruck-Abgasrückführung Euro-6-fähig zu machen. Spätestens mit Euro 7 dürfte für alle Verbrenner eine neue Herausforderung auftauchen: Testzyklen, die mit kaltem Motor starten. Fischer erwartet daher, dass sich elektrisch beheizte Katalysatoren stärker verbreiten werden. Faurecia setzt auf Lösungen, die verdampften Kraftstoff in die Abgasanlage einblasen, damit die Verbrennung den Katalysator schneller aufheizt.Kostspieliges sauberes Abgas
Mit den Abgasnormen Euro 6 und Euro 7 werden die Kosten für die Emissionsreduzierung erneut deutlich steigen. Der Anteil der Abgastechnik am Gesamtwert des Antriebsstrangs dürfte deshalb auf 20 Prozent anwachsen, erwartet Frederic Lüder, der bei Faurecia im Abgasbereich die Produktentwicklung leitet. Mit Euro 7 rückt sogar die Marke von 30 Prozent näher.