Berlin. Burkhard Weller, Chef des fünftgrößten Autohandelsunternehmens in Deutschland, betrachtet das laufende Geschäftsjahr schon jetzt als das "erfolgreichste in der Geschichte der Wellergruppe“. Der Vertriebspartner der Konzerne VW, BMW und Toyota wird 2009 voraussichtlich rund 20.000 Neuwagen ausliefern und 27.000 Gebrauchtfahrzeuge vermarkten. Insgesamt wird die Wellergruppe einen Umsatz von mindestens 930 Millionen Euro erreichen. "Wer im Jahr der Umweltprämie nicht klotzig Geld verdient hat, dem ist nicht zu helfen“, sagte Weller im Gespräch mit Automobilwoche. "Unsere Bilanz hängen wir uns auf den Flur.“
Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie stellt sich aber auch Weller auf einen spürbaren Rückgang des Gesamtmarkts ein. Für Deutschland erwartet der erfahrene Vertriebsexperte, der gerade das 30-jährige Firmenjubiläum feierte, in den kommenden Jahren jährlich rund 2,6 bis höchstens drei Millionen Neuwagenverkäufe. "Das ist unsere neue Schlagzahl“, so Weller. "Jetzt ist die Party eben vorbei.“ Für "innovative und flexible Autohändler“ sieht Weller gleichwohl auch im kommenden Jahr keine allzu düsteren Perspektiven: "2010 muss nicht so schlimm werden, wie es vom Turm gerufen wird.“ So geht er fest davon aus, dass sich das Gebrauchtwagengeschäft "deutlich erholen“ wird. Eine "spürbare Belebung“ erwartet Weller auch im gewerblichen Sektor. "Dort hatten wir noch nie so viele Inspektionen nach 100.000 oder gar 150.000 Kilometern wie im laufenden Jahr.“ Weller weiter: "Diese Autos werden immer älter und müssen zwingend in absehbarer Zeit ausgetauscht werden.“ Zu den drängendsten Problemen, die Fahrzeughersteller und ihre Handelspartner zügig lösen müssen, zählt Weller die auf breiter Front sinkenden Restwerte: "Kein Konzern kann sich erlauben, da nicht mit anzupacken.“ Nach der jüngsten Initiative von Mercedes-Benz (Automobilwoche 23/2009) werde unter anderem Volkswagen bald nachziehen. "Und spätestens wenn der Marktführer reagiert“, so Weller, "müssen auch die anderen tüchtig zu kalkulieren beginnen.“ Entsprechende Verhandlungen liefen auf Ebene des Händlerverbands nun auch mit Toyota.
Als weiterhin schwierig betrachtet Weller die Vergabe von Bankkrediten an den Autohandel. "Unsere Branche hat es eben nicht gerade leicht“, sagt Weller. "Da zuckt der Direktor einer Sparkasse schon mal.“ Der in der Finanzkrise bei Kreditanfragen oft geforderte "Gremienbeschluss“ sei für ihn schon jetzt "das Unwort des Jahres“. Andererseits, räumt Weller ein, seien "Autohäuser nun mal Spezial-Immobilien – und was will die Bank nach einer Pleite damit?“