Wolfsburg/Stuttgart. VW und Porsche gehen die nächsten Schritte hin zu mehr Zusammenarbeit und Integration. „Gleich nach den Werksferien soll auf vielen Ebenen ein intensiver Austausch beginnen“, sagte ein Wolfsburger Insider der Automobilwoche. „In der Planung sind etliche Arbeitsgruppen, deren Aufgaben über die bisher bekannten Möglichkeiten der Kooperation weit hinausgehen.“ Die Sommerpause bei Volkswagen endete am Freitag vergangener Woche (23.7.). VW-Konzernchef Martin Winterkorn will die technische Zusammenarbeit von VW und Porsche ausweiten, um Synergien zu schaffen und neue Entwicklungen voranzutreiben. Mit dem Antritt seines Vertrauten Matthias Müller als neuer Porsche-Chef im Oktober soll die Sportwagenmarke unter Rückgriff auf das Teileregal des VW-Konzerns ein SUV unterhalb des Cayenne entwickeln. Auch ein kleiner Sportwagen wird durch die Zusammenarbeit mit VW für Porsche möglich. Der VW-Vorstand sieht große Potenziale für weitere Projekte – quer über die verschiedensten Fachebenen. „Winterkorn hat intern sehr deutlich erklärt, dass er mehr und durchaus auch erst weit in der Zukunft wirksame Synergien wünscht“, berichtet ein VW-Manager. Neben großen Vorstandsressorts wie Beschaffung und Vertrieb sollen daher auch Abteilungen für „weiche Themen“ wie Design und Human Resources nach Synergiepotenzialen suchen.
"Intensiver Austausch“
„Die Idee dahinter ist, dass sich die Experten von VW und Porsche regelmäßig zusammensetzen, gemeinsam Best-Practice-Beispiele erörtern und diese dann in jeweils angepasster Form zu transferieren versuchen“, so der VW-Manager. Von den Kompetenzen etwa, über die VW bei Dieselmotoren verfüge, Porsche bei Benzinern und Audi im Leichtbau, könnten weitere Marken des Konzerns profitieren. Als Koordinator für die Steuerung der Arbeitsgruppen hat Winterkorn dem Vernehmen nach seinen Assistenten Holger Thein auserkoren. „Der Mann ist jung, dynamisch und arbeitet locker 16 Stunden am Tag“, sagt ein Weggefährte Theins. „Beste Voraussetzungen für einen so wichtigen Job.“ Ein VWSprecher wollte Theins Aufgaben auf Anfrage nicht kommentieren. Personelle Verstärkung lässt Winterkorn auch bei Wettbewerbern suchen. Wie aus Kreisen von Personalberatern verlautet, sollen in naher Zukunft bei VW rund 40 Führungspositionen in- und extern neu besetzt werden.
Mit dem „Top-100-Programm“ will VW mit Blick auf seine Wachstumsziele überdies 100 zusätzliche Fachund Führungsstellen schaffen. „Entlastung für die VW-Spitze ist überfällig“, heißt es im Umfeld des Vorstands. Neben der Integration von Porsche, der Kooperation mit Suzuki und dem Einstieg bei Italdesign Giugiaro halte das Management auch die Vorbereitung des Kaufs der Porsche Holding Salzburg unter Dampf. Der Erwerb des operativen Geschäfts von Europas größter Autovertriebsgesellschaft ist für 2011 vorgesehen. Die Porsche Holding Salzburg gilt VW-intern unter anderem beim Training der Mitarbeiter und bei der Handelssteuerung als Benchmark. Doch auch in umgekehrter Richtung könnte eine der neuen Arbeitsgruppen von VW und Porsche bald ansetzen. So hat VW eine neue „Vermarktungshilfe für AutoCredit-Rückläufer“ aufgelegt. „Eine sehr interessante Idee“, lobt ein Porsche-Händler.