Herr Still, Sie haben in diesem Sommer bereits neun Standorte übernommen und mit Kia eine neue Marke ins Portfolio geholt. Das klingt nicht mehr nach Konsolidierung.
Das stimmt. Man muss das aber differenziert betrachten. Bei Kia nutzen wir vorhandene Kapazitäten und Standorte und die drei Häuser in Leipzig, Gera und Hermsdorf waren Arrondierungen. Staiger in Stuttgart ist dagegen eine echte Expansion. Dass wir hier eine Ausnahme von der Konsolidierung machen, liegt an der historischen Chance, in den Markt Stuttgart gehen zu können und ihn weitgehend exklusiv zu betreiben.
Grundsätzlich gilt die Konsolidierungsstrategie also noch?
Ja. Wir haben das Ziel, unsere Bilanzstruktur zu optimieren, und das bleibt so für die nächsten Jahre.
Wie liegen Sie auf dem Weg dorthin? Ihr Geschäftsjahr ist ja fast vorbei.
Auf jeden Fall deutlich besser als im letzten Jahr. Viele Maßnahmen, die wir angegangen sind, greifen und funktionieren. Positiv wirkt sich insbesondere die klare Markenfokussierung in den Betrieben aus. Insgesamt liegen wir über dem Plan.
Für Staiger soll eine neue Zentrale entstehen.
Der Hauptbetrieb in Stuttgart kann nur noch bis 2016 auf dem heutigen Gelände bleiben, weil es verkauft ist. Wir suchen derzeit einen Ersatz. Er wird sicher in Stuttgart sein, man muss aber überlegen, ob es sinnvoll ist, eine so große Stadt von einem Standort aus zu bearbeiten. Es könnte auch besser sein, zwei oder drei kleinere Standorte zu haben, um eine bessere Abdeckung des Marktgebietes zu erreichen.
Welche Umsatzdimension erwarten Sie von den Staiger-Häusern?
Wir sehen gute Wachstumschancen mit Opel in und um Stuttgart. Momentan macht Staiger rund 90 Millionen Euro pro Jahr. Perspektivisch wollen wir 120 bis 130 Millionen Euro Umsatz erreichen.
Für Staiger gab es wohl mehrere Interessenten. Waren die Verhandlungen schwierig?
Wir waren erst seit Ende März, Anfang April in Gesprächen. Wir wurden von den Gesellschaftern gebeten, uns das anzusehen, und sind dann recht zügig zu einer Einigung gekommen.
Sehen wir Sie im nächsten Jahr wieder an der Spitze des Automobilwoche-Rankings der Top-100-Gruppen?
Das ist für uns nicht relevant. Das Ziel für uns ist, vernünftig, profitabel und langfristig zu arbeiten. Man darf außerdem nicht vergessen, dass wir Chevrolet verloren haben. Eine Marke, mit der wir im Konzern im Schnitt 4500 Autos pro Jahr verkauft haben. Ob es also wirklich viel mehr Umsatz wird, muss man noch abwarten.
Wie läuft denn der Ersatz für Chevrolet?
Wir machen an den betroffenen Standorten mehr im Bereich junge Opel, und haben auch im Neuwagenbereich ein Stück weit ausgebaut. Mit Kia haben wir zudem eine Marke, die an bestimmten Standorten das kompensieren kann, was uns durch Chevrolet fehlt.
Kia vertreiben Sie jetzt an fünf Standorten in Deutschland. Denken Sie über weitere nach?
Das ist grundsätzlich immer denkbar. Aber jetzt müssen wir erst mal die Marke kennenlernen und die Marke uns. Dann kann man am Ende sagen, wie gut und wie ausbaufähig das Ganze ist. Und man darf nicht vergessen, dass Kia an vielen Standorten auch schon vertreten ist.
Alle neun Zukäufe sind Opel-Häuser, damit stärken Sie Ihre Hauptmarke weiter – eine strategische Entscheidung?
Unser Ziel, die prozentuale Verteilung zwischen unseren Gesellschaften – DIO mit Opel, Subaru und Chevrolet Service, DIA mit den anderen Marken in Deutschland und AVI mit den Auslandsaktivitäten – auf etwa 40 zu 30 zu 30 zu bringen, bleibt. Aber bei DIO und AVI haben wir auch das gesamte Chevrolet-Volumen verloren. Zudem variieren die Prozentzahlen mit der Entwicklung der Marken und Märkte.
Opel entwickelt sich bei den Zulassungszahlen derzeit recht gut – allerdings sind die Eigenzulassungen hoch und die Restwerte niedrig.
Mit den Restwerten haben wir kein Problem, diese sind relativ konstant bei Opel. Das Eigenzulassungsthema ist eine Frage der Vertriebsstrategie. Mit der Markenentwicklung sind wir zufrieden. Auch das Image entwickelt sich gut. Opel tut viel für die Marke. Die Produkte sind gut, auch die neuen Modelle werden helfen, etwa der Kleinwagen unterhalb des Corsa. Das fängt auch ein Stück weit den Wegfall von Chevrolet auf. Insgesamt sehe ich die Zukunft für Opel positiv.
Sie sprachen die Auslandsaktivitäten an, wie laufen Ihre Aktivitäten in den einzelnen Ländern?
Kroatien hat sich stabilisiert. Für Ungarn gilt das gleiche. Das Land erholt sich allmählich. Polen ist eigentlich immer gut gelaufen und in Österreich schwächelt der Markt ein wenig, was wir zu spüren bekommen. Insgesamt ist das Geschäft aber zufriedenstellend.
Was steht als nächstes an?
Sie werden sicher wieder von uns hören. Aber erst, wenn die Sachen fertig sind.
Noch in diesem Jahr?
Könnte sein.