Frankfurt/Main. Neben Branchenführern wie Magna und Continental gehören heute auch Zulieferer mit weniger breiter Produktpalette zu den Innovationsträgern im Automobilbau. Spezialisiert auf einen bestimmten Produktsektor, nehmen diese Unternehmen aktuelle Trends auf und setzen diese in ihrem Segment um – derzeit vor allem beim Thema Leichtbau. Der Zulieferer Brose, Mechatronik- Spezialist aus dem oberfränkischen Coburg, präsentiert auf der IAA verschiedene Leichtbausysteme und ein Portfolio für Elektromobilität in Halle 4. Bei der Entwicklung neuer Leichtbaukomponenten ist es stets eine Herausforderung, diese kostenneutral integrieren zu können.
Dieses Problem hat man bei Brose bei einem neuen Fensterheber gelöst: Die Komponente ist aus Kunststoff gefertigt und damit so leicht wie ein entsprechendes, aber deutlich teureres Produkt aus Aluminium. Durch eine hohe Funktionsintegration lässt sich der Fensterheber jedoch so kostengünstig wie ein vergleichbares Bauteil aus Metall produzieren. Eine deutliche Gewichtsreduktion hat auch Zulieferer Eberspächer bei der Studie einer Kompakt-Abgasanlage realisiert. Das System, das die Esslinger in Halle 8 ausstellen, ermöglicht im Vergleich zu einer Serienanlage für einen Vierzylindermotor eine Gewichtsersparnis von bis zu 40 Prozent. Dies resultiert vor allem aus der Kompaktbauweise des Abgassystems: Sämtliche Funktionseinheiten können im Motorraum untergebracht werden, was zusätzlich den Platzbedarf der Anlage erheblich senkt.
Durch die Bündelung des Abgasstrangs entfallen sonst übliche Verbindungsrohre am Fahrzeugunterboden, was Material und damit Gewicht spart. Optimal geeignet ist die Anlage für kleine Drei- und Vierzylindermotoren – hier kann das System aufgrund der geringen Zylinderanzahl komplett im Motorraum integriert werden – sowie Hybridantriebe, bei denen so am Unterboden Platz für die Akkus entsteht. Die Kombination verschiedener Materialien ist eine weitere Möglichkeit, Gewicht zu reduzieren, ohne Funktionseinbußen hinnehmen zu müssen.
Dies zeigt auch Tower Automotive, ein US-Lieferant für Karosserie- und Strukturteile. Präsentiert wird die neue Multi-Material-Komponente "VarioStruct“ (Halle 4.1), die konventionelle Stahlblechstrukturen mit einer Gewichtseinsparung von 30 Prozent ersetzen kann. Der Clou hierbei: Es ist gelungen, eine Stahl- oder Aluminiumblechschale mit einer verstärkenden Leichtmetall- Gussstruktur aus Aluminium oder Magnesium zu kombinieren. "VarioStruct“ eignet sich aufgrund seines hohen Leistungspotenzials insbesondere für crashrelevante Baugruppen im Rohbau sowie für Montageteile. Eine Alternative zum relativ schweren Batteriekabel aus Kupfer zeigt Kabelsystemlieferant Leoni aus Nürnberg in Halle 4. Statt eines kupfernen Batteriekabels verwenden die Mittelfranken eine runde Stange aus Aluminium als Leiter, die direkt auf oder unter dem Chassis angebracht ist. So können je nach Ausführung zwischen 40 und 60 Prozent Gewicht gespart werden. Wenn ein Batteriekabel durch die Alu-Stange ersetzt wird, kann das Gewicht um bis zu drei Kilogramm sinken. (Foto: Tower Automotive)